Bevor wir den riesigen Van See erreichen, besuchen wir mit Diyarbakir wieder mal eine Stadt. Zudem schlafen wir im Krater vom Nemrut Dagi. Es gibt nämlich noch ein Namensvetter zum berühmten Nemrut Dagi mit dem Grabhügel. Nach zwei Nächten am Van See geht es weiter zum Ishak-Pascha Palast und wir bewundern den faszinierenden Berg Ararat. Aber alles der Reihe nach.
Diyarbakir
Gerne hätten wir die Städte Gaziantep, Mardin, Sirnek und Hakkari besucht. Die verschiedenen auswärtigen Ämter raten jedoch dringend davon ab, die Grenzgebiete zu Syrien zu besuchen. So entscheiden wir uns etwas weiter durchs Landesinnere zu fahren und da liegt der Besuch von Diyarbakir auf dem Weg.
Diyarbakir hat eine eindrückliche Geschichte, hat einige schöne Ecken zum Erkunden und ist sehr lebendig. Wir schlendern durch die Gassen, essen ein leckeres Mittagessen, trinken einen Cay und spazieren über die Stadtmauer. Wir kommen ins Gespräch mit zwei älteren Herren, welche lange in Deutschland gewohnt und gearbeitet haben. So erfahren wir viele interessante Details über die Stadt und die Kurden. Diyarbakir ist die Hauptstadt der Kurden. 90% der Bevölkerung sind Kurden. Wenn wir eine Rangliste führen würden wo es die besten Baklava gibt, ist aktuell Diyarbakir auf dem ersten Platz.
- Falscher Fokus, aber das beste Baklava
- Bagivar Brücke
Nemrut Dagi Krater
Wir waren uns nicht bewusst, dass es einen zweiten Nemrut Dagi gibt. Das ist ein riesiger Vulkankrater in der Nähe des Van Sees. Diesen wollen wir uns unbedingt anschauen. Auf dem Weg hoch zum Krater, machen wir einen Stopp bei zwei grossen Gebäuden, um die wundervolle Aussicht auf den Van See und die schneebedeckten Berge zu geniessen. Kaum ausgestiegen, kommt ein Mann aus einem Gebäude und lädt uns ein rein zu kommen und einen Cay zu trinken. Wir erfahren, dass es sich um ein ehemaliges Wintersport Hotel handelt und er der Security ist. Da heute Atatürk Feiertag ist, hat er seinen Sohn dabei. Nebst Cay werden wir gleich zum Mittagessen eingeladen. Einmal mehr sind wir von der unglaublichen Gastfreundschaft sprachlos.
Da der Vater Analphabet ist, muss der Sohn immer vorlesen, was die Übersetzungsapp ausspuckt. Das macht die Kommunikation noch etwas schwieriger, tut aber der Herzlichkeit keinen Abbruch. Wir erfahren so mehr über das ehemalige Skigebiet am Kraterrand, das Hotel und über ihr Leben hier. Er zeigt uns auch unzählige Bilder vom Nemrut Dagi Krater, auch solche mit Bären. Da oben leben tatsächlich Bären. Gut gesättigt und mit all diesen Infos und Bildern, machen wir uns auf den Weg in den Krater.
Oben auf 2500 Meter über Meer angekommen, staunen wir über das Ausmass des Kraters. 35 Kilometer Durchmesser sind doch ziemlich eindrücklich. Zudem liegt noch einiges an Schnee auf dem Kraterrand und das Blau des grössten Kratersees leuchtet uns schon von weitem entgegen.
Neue Bekanntschaft und Besuch vom Bär?
Unten angekommen erkennen wir ein VW Bus, welcher uns bereits in Göreme mehrmals begegnet ist. Wir halten an und lernen so Sarah und Mathias von the_happyroad kennen. Da es an ihrem Stellplatz relativ windig ist, fahren wir etwas weiter und richten uns zwischen Birken ein. Am Abend kommen die beiden auf ihrem Hunde-Spaziergang vorbei und wir können das nette Gespräch bei einem Tee fortsetzen.
Die Nacht ist sehr ruhig, bis wir um 4:00 Uhr plötzlich komische Geräusche draussen hören. Doch dieses Mal ist es nicht der Muezzin welcher uns weckt, es hört sich an wie hecheln und schmatzen. Ist da ein Bär in der Nähe? Wir lauschen angestrengt und spähen durch unsere Dachluken aber ein Bär ist nicht zu sehen. Dann entdeckt Roger einen Igel. So schnell ist das Rätsel um die geheimnisvollen Geräusche gelöst und wir können entspannt weiterschlafen.
- Ehemaliges Hotel
- Blick auf den Van See
- Sicht in den Krater
- Kratersee am Abend
- und am Morgen
Van See
Wir fahren weiter am Van See entlang. Seit einigen Tagen fällt uns die vermehrte Polizei- insbesondere Militärpolizei Präsenz auf. Auf vielen Hügeln befinden sich Wachposten und es finden auf der Strasse immer wieder Kontrollen statt. Bewaffnete Einsatzfahrzeuge stehen bereit und auch das Militär ist schwer bewaffnet.
Für den ersten Stellplatz am Van See, passieren wir auch einen Kontrollposten. Der Van See besticht mit seinen intensiven Farben und die verschneiten Berge um uns herum sind einfach traumhaft. Am Abend verwöhnt uns die Natur mit einer äusserst dramatischen Regenstimmung im Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen fahren diverse Militärpolizei Fahrzeuge an uns vorbei und auch zwei zu Fuss steigen vis-à-vis von uns den Berg hoch und beobachten die umliegende Region mit Feldstechern. Für uns ist das ungewöhnlich aber wo haben wir soviel persönlichen Schutz. Wir ziehen aber trotzdem nach einer Nacht weiter. Wir wollen unbedingt noch einen bestimmten Berg sehen mit möglichst wenigen Wolken.
Richtung Iran
Bevor wir zum Ishak-Pascha Palast fahren, machen wir einen Abstecher Richtung iranische Grenze um die Hosap Burg zu besuchen. Diese steht sehr eindrücklich auf einem Felsen und thront über dem ärmlichen Dorf. Leider ist die Burg geschlossen und so bleibt uns nur eine Betrachtung von aussen. Die Region macht auf uns einen sehr armen Eindruck und kaum sind wir auf den Parkplatz gefahren sind wir von Kindern umzingelt die uns selbst gestrickte Topflapen verkaufen wollen. So gern wir etwas kaufen würden, wir haben keinen Platz in unserem Bus für Souvenirs. Wir schenken den Kindern Farbstifte. Genau für solche Begegnungen haben wir diese mitgenommen. Die Freude über die Farbstifte hält jedoch nur kurz an. Sie möchten lieber Geld und liegen uns mit «Money, money, money» in den Ohren.
- Hosap Burg
- Süphan Dağı
- Zweiter Schlafplatz am Van See
Im Wechselbad der Gefühle
Einerseits ist die intensive Präsenz von Polizei und Militärpolizei für uns als Touristen eine Sicherheit. Zudem haben wir bisher nur gute Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Hier ist die Polizei tatsächlich dein Freund und Helfer. Sei es mit Wasser schenken oder genereller Hilfsbereitschaft. Andererseits fühle ich mich zwischendurch auch etwas unsicher. Die zahlreichen Kontrolltürme und Posten sind ja nicht grundlos vorhanden. Zudem haben wir schon erlebt, dass an Schlafplätzen Zivilisten sinnlos in der Gegend rumballern.
Das ist auch ein Grund, weswegen ich immer wieder mal am Schwanken bin, ob es mir in der Türkei wirklich gut gefällt und ich mich nicht bedingungslos wohl fühle. Als Frau habe ich auch zeitweise etwas Mühe, dass ich mich bezüglich Kleidung und Verhalten ziemlich verstellen muss. Ich weiss, dass es meistens Höflichkeit und Respekt bedeutet, dass man einer Frau bei der Begrüssung die Hand nicht reicht oder ich gar nicht gross beachtet werde. Und trotzdem habe ich immer wieder mal etwas Mühe damit umzugehen. Aber es geht nicht lange, da bringt mich die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Einheimischen wieder auf positive Gedanken. Oder natürlich die überwältigende, vielfältige Kultur und Natur. Diese sind wirklich unglaublich schön. Wie zum Beispiel der Ishak-Pascha Palast.
Ishak-Pascha Palast
Der Ishak-Pascha Palast wird auch das Neuschwanstein der Türkei genannt. Mayestätisch thronen die filigranen Türme des Palastes hoch oben am Berg. Bereits der Blick bei der Anfahrt ist grandios. Der Palast wurde renoviert, leider fügen sich die neuen Teile nicht so harmonisch in die bestehende Bausubstanz ein. Trotzdem lohnt sich der Besuch der Innenräume.
Beim Besuch des Palastes müssen wir mehrmals für Fotos herhalten. Zuerst eine Gruppe Kurden, eine türkische Familie und dann noch eine Gruppe Syrer. Keine Ahnung was die mit diesen Fotos machen aber sie scheinen eine grosse Freude daran zu haben.
Vor dem Ishak-Pascha Palast treffen wir Sarah und Mathias (the_happyroad) wieder. Sie fahren an einen Übernachtungsplatz am Fusse des Ararat. Wir möchten gerne in der Nähe des Ishek-Pascha Palastes übernachten, damit wir diesen noch in der Abendstimmung und ohne Leute geniessen können. Leider gestaltet sich die Stellplatzsuche etwas schwierig. Der Parkplatz direkt vor dem Palast hat leider keine flache Fläche und auch in der näheren Umgebung finden wir nichts passendes. Dafür entschädigt uns die Stellplatzsuche mit dem Blick auf die iranischen Berge.
So beschliessen wir zu Sarah und Mathias zu fahren und wir geniessen den Abend zusammen, obwohl uns die Mücken fast fressen.
Berg Ararat
Als wir auf dem Weg zu Ishak-Pascha Palast sind, zeigt sich der grosse und kleine Ararat von seiner besten Pracht. Wir sind nun froh, dass wir die letzten zwei Tage einige Kilometer hinter uns gebracht haben. Genau diesen Anblick haben wir uns erhofft. Wir stehen nun ungläubig da und betrachten diese eindrücklichen Bergspitzen. Am nächsten Morgen ist der Ararat im schneebedeckten Teil grösstenteils mit Wolken umhüllt. Es gibt trotzdem stimmungsvolle Fotos beim Sonnenaufgang.
Der Berg Ararat ist ruhender Vulkan und mit 5137 m der höchste Berg in der Türkei. Er befindet sich an der Grenze zu Armenien. Bis 1911 lag der Berg in Armenien Gebiet. Auf dem Gebirge Ararat soll nach der Sintflut die Arche Noah gestrandet sein. Dies ist jedoch ziemlich umstritten, da verschiedene Quellen diverse Landestellen angeben. Wie dem auch sei, der Ararat ist auf jeden Fall ein sehr imposanter Berg.
- Morgenstimmung