Nach Tromsø und den ganzen bisherigen Eindrücken von Norwegen bisherigen Eindrücken von Norwegen sind wir wieder mal reif für eine Insel. Inseln gibt es südwestlich von Tromsø sehr viele. Senja macht den Anfang. Die Wanderschuhe leisten vollen Einsatz. Wir erklimmen den Barden, den Husfjellet und den Sukkertoppen.
Die Beinmuskeln werden aufgewärmt mit dem Hügel Ørnfløya
Da die Fähre nach Senja nur noch vier Mal täglich fährt und die Kapazität eingeschränkt ist, sind wir sehr früh in der Region. Bevor wir mit der Fähre nach Senja übersetzen, machen wir noch eine kurze Wanderung und erklimmen den kleinen Hügel Ørnfløya in der Nähe von Brensholmen. Es sind seit längerem wieder mal einige Höhenmeter zu absolvieren und so können wir unsere Muskeln auf die bevorstehenden Wanderungen auf Senja bereits etwas einstimmen. Vom Gipfel hat man eine wunderbare Aussicht auf Sommarøy, auf die umliegenden Fjorde und diverse kleinere Inseln mit karibisch anmutenden Stränden. Die Zeit bis zur Abfahrt der Fähre haben wir somit bestens ausgenutzt.
Ankunft in Senja – Nordlichter als Willkommensgeschenk
Da wir relativ spät auf Senja ankommen, beschliessen wir auf dem nächstgelegenen Campingplatz in Fjordbotn zu übernachten. Dieser liegt auch sehr nahe am Startpunkt für die morgige Wanderung. An der Récéption treffen wir, per riesen Zufall, auf eine ehemalige Arbeitskollegin von mir. Am Abend trinken wir zusammen ein gemütliches Bier und quatschen über Dies und Das.
Der Himmel ist sternenklar. Die Sonne meint es auch gut mit uns und schickt uns wunderschöne Nordlichter, welche über dem Fjord spiegeln. Es ist jedes Mal wieder einmalig anzuschauen und zu beobachten, wie sich die Nordlichter in unterschiedlichsten Farben und Formen präsentieren.
Wanderung Nr. 1 – Barden
Anstatt der beliebten Wanderung auf den Hesten mit Blick auf den imposanten Berg Segla, entschliessen wir uns für den Berg auf der gegenüberliegenden Seite des Segla, den Barden. Die Wanderung führt zu Beginn, einmal mehr, durch sehr sumpfiges Fjellgebiet. Später wird der Weg steiler und felsiger und bringt auch einige kleine Kletterpassagen mit sich. Nach dem Nervenkitzel wird man mit einer unglaublichen Aussicht entschädigt und die Adler, welche man immer wieder im Flug beobachten kann, sind ein weiteres Highlight. Der Barden fällt auf einer Seite senkrecht ab und endet direkt im Fjord. Uns bleibt an der Kante der Atem stehen, so beindruckend ist das. Mit der Drohne können wir die Ausmasse noch besser erkennen.
Norwegische Landschaftsrouten – Highlights en masse
Auf dem Weg zu unserer nächsten Wanderung, kommen wir an einigen Attraktionen der Landschaftsroute Senja vorbei. Es sind mehrheitlich architektonisch interessante Raststätten an der wunderschönen Route. Besonders eindrücklich ist der Rastplatz Tungeneset mit einer Rampe aus sibirischer Lärche, welche zum Meer führt und noch bessere Ausblicke auf den Gebirgsmassiv Oksen mit den spitz zulaufenden Gipfeln ermöglicht. Diese werden auch “Devil’s teeth” genannt, was offensichtlich gar nicht so abwegig ist.
Die norwegischen Landschaftsrouten sind 18 überregionale Haupt- und Nebenstrassen in Norwegen, die aufgrund ihrer pittoresken Landschaft und ihrer touristenfreundlichen Infrastruktur aus Rastplätzen und Aussichtspunkten von der staatlichen norwegischen Strassenverwaltung ausgewählt und unterhalten werden.
Wanderung Nr. 2 – Husfjellet
Die nächste Wanderung führt uns auf den Husfjellet. Norwegens Königin Sonja hat diese Wanderung schon einige Male gemacht und deswegen wird die Tour auch “Dronningstien” (“Königin Weg”) genannt. Ein Einheimischer erklärt uns, dass seither auch die Beliebtheit der Wanderung stark zugenommen hat und während der Hauptsaison der Andrang sehr gross ist. Heute ist das nicht der Fall und wir begegnen nur wenigen anderen Berggänger. Auf dem Gipfel angekommen, können wir nachvollziehen, dass Königin Silvia diesen Weg schon oft gegangen ist. Das Panorama ist auch hier unglaublich eindrücklich.
Und weil’s so schön ist, beschliessen wir gleich noch den Gipfel des Nachbarberges anzuhängen. Bei den letzten Meter zum Gipfel müssen wir jedoch kapitulieren. Das Gelände ist sehr felsig und das Gestein ist rutschig. Auf allen Seiten geht es senkrecht runter bis zum Fjord. So ist die Vernunft gross genug, um auf diese Gipfelbesteigung zu verzichten. Von hier sehen wir auch direkt auf unseren letzten Schlafplatz am Fjord. Aber auch so kurz vor dem Gipfel ist die Aussicht atemberaubend (und das nicht nur wegen der Akrophobie, welche sich ab und zu durchzusetzen versucht).
In der Nacht ist eine hohe Nordlichtaktivität vorhergesagt. Der Himmel ist zu Beginn der Aktivität noch mehrheitlich bewölkt. Wir werden etwas nervös und überlegen ob wir unseren Standort verschieben und von den Wolken wegfahren sollen. Wir bleiben dann aber doch stehen, zum Glück. Unsere Geduld zahlt sich aus und eine Stunde später ist es wolkenlos und wir sehen ein weiteres Mal wunderschöne Nordlichter. Fast 2h sind wir draussen und können uns nicht sattsehen. Um halb zwei in der Nacht und leicht durchgefroren gehen wir zurück zu Pucci und begeben uns ins Bett.
Aussichtsplattform Bergsbotn
Am Tag Nr. 3, folgt die dritte Wanderung. Auf dem Weg dorthin passieren wir in Bergsbotn eine tolle Aussichtsplattform mit Blick über den Bergsfjord und dem dahinter liegenden Meer. Auch diese Aussichtsplattform liegt an der Landschaftsroute. Kaum angekommen fahren drei Cars zu und die Plattform wird mit norwegischen Rekruten gestürmt. Also noch schnell Bilder machen, ohne Leute. Wir erfahren, dass die Rekruten, nach sechs Wochen Dienst, nun den ersten Ausgang haben und eine Senja Sightseeing Tour machen. Nach rund 15 Minuten sind die Rekruten zurück im Bus und auch schon wieder weg. Ruhe kehrt ein und wir geniessen nochmals den Ausblick mit der farbenfrohen Herbstfärbung.
Wanderung Nr. 3 – Sukkertoppen
Die nächste Wanderung ist nicht so populär wie diejenige auf den Husfjellet und wir treffen dementsprechend weniger Leute an. Das Ziel ist der Berg Sukkertoppen, in der Nähe von Hamn. Falls ich es noch nicht erwähnt habe, wandern in Norwegen bedeutet meistens, steil den Berg hinauf und den selben Weg wieder steil runter. Und mit steil meine ich steil. Serpentinen kennen die Norweger nicht. Innert kürzester Zeit ist man von Meereshöhe auf 600 Metern. Auf dieses Mal ist es nicht anders.
Kurz vor dem Gipfel müssen wir jedoch erneut aufgeben. Das Gelände ist extrem exponiert und die Passage mit der Kette über die Felsen ist uns zu heikel. Ich muss nicht hervorheben, dass es auch an dieser Stelle fast senkrecht hinunter geht. Wir sind etwas enttäuscht auch diesen Gipfel auslassen zu müssen aber doch vernünftig genug die Grenzen zu kennen und akzeptieren.
Abschied von Senja
Die letzte Nacht in Senja verbringen wir nochmals auf einem Camping mit wunderbarem Fjordblick. Senja hat uns mit eindrücklichen Landschaften, den kreideweissen Sandstränden, klarem Wasser, atemberaubenden Ausblicken und den unglaublichen Nordlichtbeobachtungen sehr in den Bann gezogen. Das Wetter hat auch mitgespielt und wir haben jeden Tag mit dem wunderbaren Sonnenschein ausgiebig genossen.
Nun geht es weiter auf die nächste Inselgruppe, die Vesterålen. Wir beschliessen uns was besonderes zu gönnen. Mehr dazu im nächsten Blog.