Wie im letzten Blog geschrieben, hat sich Barbara aus familiären Gründen entschlossen, für ein paar Tage in die Schweiz zu reisen. So heisst es für mich: alleine reisen.
Plötzlich alleine reisen
Am Flughafen verabschieden wir uns nun bin ich alleine unterwegs. Seit über 17 Monaten waren wir 24/7 immer zusammen. Am Anfang fühlt sich fast alles normal an, als ich mich auf den Weg ins Landesinnere mache. Spätestens am Abend, wenn wir normalerweise gemeinsam im Bus sitzen, wird es mir definitiv bewusst, dass ich nun alleine reise.
Ich kaufe unterwegs noch einige Lebensmittel ein, denn mein Plan ist es, die nächsten 4 Nächte irgendwo in den Bergen zu verbringen.
Gleich beim ersten Versuch einen Schlafplatz anzufahren, treffe ich auf eine Herde freilaufender Pferde. Barbara hätte dieser Anblick natürlich noch besser gefallen als mir. Sie ist nach zweistündiger Flugverspätung nun endlich auf dem Weg in die Schweiz.
In der Nähe der Pferde finde ich einen anderen Schlafplatz mit Aussicht und geniesse den Blick über das Tal. Ich erkunde die Gegend zu Fuss und koche anschliessend mein Nachtessen.
Es geht weiter mit der Reise
Nach einer ruhigen Nacht gehe ich auf Erkundungstour in einer historischen Ausgrabungsstätte. Ok, so viel gibt dieser Ort nicht her, aber der Eichenwald mit dem integrierten Picknickplatz ist sehr schön.
Es ist immer wieder das gleiche Prozedere. Wir fahren zu einem potentiellen Schlafplatz, welchen wir uns mittels Kartenapps rausgesucht haben oder per Zufall auf dem Weg entdecken. Wir parkieren das Auto und erkunden die nähere Umgebung. So kriegt man ein Gefühl für den Ort. Erst danach wird entschieden ob wir bleiben oder weiterfahren.
Auf dem weiteren Weg finde ich mich plötzlich in einem Gebiet wieder, in welchem im Jahr 2021 ein grosser Brand gewütet hat. Verbrannte Bäume, Sträucher und Erde überall. Die einen Bäume stehen noch verkohlt da, während andere umgefallen sind und Nahrung für den Boden sind. Die Gegend wirkt etwas gespenstisch. Auch wenn mir die genaue Geschichte hinter dem Brand nicht bekannt ist, macht es mich nachdenklich. Gleichzeitig ist es faszinierend zu sehen, wie schnell die Natur sich erneuert.
Eine innere Unruhe treibt mich am nächsten Morgen aus dem Bett. Zum Glück, denn die Morgenstimmung ist unglaublich schön. Ich befinde mich ganz knapp über dem morgendlichen Wolken und die Sonne strahlt zuerst durch und danach über dieses Band. Mit dem orangen Licht ergibt das eine wohlfühlende Stimmung. Dazu umgeben von verbrannten Bäumen, das könnte als Grundlage für einen Fantasyfilm dienen.
Wandern auf verbrannter Erde
Ich entscheide mich dazu noch eine zweite Nacht zu bleiben, da ich eine Wanderung rausgesucht habe in diesem Gebiet.
Der Weg führt mich durch das karge Gebiet, welches gesäumt ist von verbrannten Bäumen. Es ist sehr gut zu erkennen wo die Natur vom Feuer verschont wurde. Die Weitsicht ist toll und ich kann von hier auch das Meer sehen. Unterwegs treffe ich noch einen Biologen aus dem Südtirol und wir unterhalten uns kurz über das Feuer und die Vegetation.
Auf dem weiteren Weg komme ich an einer inaktiven Auswilderungsstation für Gänsegeier vorbei. Schade, dass ich hier keinen dieser majestätischen Vögel gesichtet habe. Auf Kreta haben wir immer wieder Geier gesehen und diesen Anblick genossen. (Link einfügen)
Alleine reisen ist gewöhnungsbedürftig
Es liegt nur noch eine Nacht vor mir, in welcher ich alleine reise. Dieses Mal schlafe ich inmitten eines Eichenwaldes mit nahegelegenem Aussichtspunkt. Hier oben fühlt man sich unglaublich frei und die Ruhe ist ohrenbetäubend. Mit dieser Aussicht wird einem erst bewusst, wie gross und bergig Sardinien überhaupt ist. Der Mix zwischen Bergen und karibischen Stränden macht den Reiz von Sardinien für mich aus.
Während dem ich das Abendessen koche, landet 2 Meter vor mir auf einem Ast eine kleine Meise. Sie legt den Kopf ins Gefieder und macht für rund 10 Minuten ein Nickerchen. Nach dem Aufwachen schüttelt sie sich kurz, putzt das Gefieder und fliegt wieder weg. So hautnah die Natur zu erleben ist ein Geschenk.
Alleine zu reisen, daran musste ich mich erst 1-2 Tage gewöhnen. Mein Tagesrhythmus hat sich etwas verändert und ich merke auf einmal wieviel Platz es mehr hat, wenn man alleine im Bus lebt. Ich habe die unglaublich ruhigen Nächte im Landesinneren in der Natur genossen. Gleichzeitig freue ich mich, wenn wir bald wieder als WIR reisen können. So nehme ich Fahrt auf zum Flughafen von Olbia und sehe bereits das Flugzeug landen – perfektes Timing.
Was wir alles wieder erleben dürfen wenn wir zu Zweit unterwegs sind, lest ihr im nächsten Blogbeitrag.