Sibiu
Nach der Transfagarasan steht Sibiu als Nächstes auf dem Programm. Von der Stadt haben wir schon viel Gutes gehört und Sibiu ist in der Tat wunderschön. Die prunkvollen Fassaden, die entspannte Atmosphäre, die vielen Restaurants und die wunderschönen Altstadt-Plätze laden zum Verweilen ein. Wir lassen uns treiben und sind verzückt von den vielen interessanten Details, welche man an fast jeder Ecke entdeckt. Wir fühlen uns jedoch immer etwas beobachtet. Die hohen, steilen Dächer haben spezifische Öffnungen, welche wie Augen aussehen. Diese sind eine Besonderheit von Sibiu. Diese “Augen” waren früher Lüftungsschlitze, da auf den Dachspeichern Lebensmittel (insbesondere Speck) gelagert wurde. Anschliessend wagen wir uns ins Offroad Abenteuer Rumänien.
Offroad Paradies Rumänien
Rumänien ist bekannt für viele Offroad Strecken mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Nach der Schlammpiste von der Transfaragasan Passstrasse, möchten wir nun weitere Offroad Strecken befahren. Die Erste Strecke ist diejenige von Sibiu nach Voineasa. Diese Strecke führt via das Ski Gebiet Paltinis über einen Pass zurück ins Tal. Die Strasse fängt mit Teer an und geht danach in eine Waldstrasse über und ist mehrheitlich sehr gut und einfach zu befahren. Wir überlegen uns bereits wann denn nun das richtige Offroad beginnt. Aber bei der Abzweigung in einem kleinen Tal fängt es an. Nach Wasser- und Schlammlöcher beginnt der anspruchsvolle Teil mit sehr steinigen Passagen. So macht das Offroad Fahren Spass. Ein gutes Warm-Up für den nächsten Tag.
Drumul Strategic Transalpina (Strategica)
Die Strategica ist eine ehemalige Militärroute, gebaut von den Deutschen während des ersten Weltkrieges. Die Offroad Strecke führt mit insgesamt 43 Kilometer von der Transalpina bis nach Voineasa (der anspruchvollste Teil) oder nach Malaia (die etwas einfachere Route).
Da wir uns in Voineasa befinden, entscheiden wir uns, die Strecke gleich mit dem herausfordernden Teil zu beginnen. Im Zweifelsfall, können wir ja immer noch umkehren und den einfacheren Teil nehmen. So war jedenfalls der Plan.
Mensch und Material kommen ins Schwitzen
Der Start der Strecke führt durch einen schönen Wald und die Strasse steigt sanft und kontinuierlich an. Nach ein, zwei engen Passagen fahren wir um eine Kurve und stehen vor der ersten Herausforderung. Die Strasse ist eher eine Buckelpiste und wir schauen uns die sehr heiklen Stellen genau an bevor wir losfahren. Obwohl es an manchen Stellen sehr knapp wird mit der Bodenfreiheit, meistern wir diese Passage gut.
Augen zu und durch
Nun wird die Strasse immer ausgewaschener und die Spurrinnen werden tiefer und tiefer. In einer steilen Serpentine, werden diese uns fast zum Verhängnis. Die Maxtrax (Bergehilfen) kommen erstmals so richtig zum Einsatz (nebst der Ausnivelierungen zum Schlafen). Zuerst braucht Pucci jedoch eine Abkühlungspause. Der Motor hat zu warm. Umkehren ist keine Option. Erstens sind wir schon zu weit oben und zweitens ist es gar nicht möglich zum Wenden an dieser Stelle. Wir wollten Offroad und haben nun Offroad Pur.
Nach der Erholung und der Hilfe der Maxtrax schaffen wir auch diese Passage. So geht es noch einige Kurven weiter bis wir auf einem Plateau ankommen. Uff, das war ziemlich taff und hat uns und Pucci einiges abverlangt – Routenwahl, Konzentration, Mut und Vertrauen ins Auto. Nun haben wir den schwierigsten Teil hinter uns. Dies ist auf jeden Fall die Aussage von Einheimischen, welche wir unterwegs angetroffen haben.
Herzzerreissende Begegnung
Sehr zu meiner Freude entdecke ich nicht weit weg ein Pferd am Strassenrand stehen. Also nichts wie hin. Als ich es erreiche, trifft mich fast der Schlag. Die Hufe des Pferdes sind total vernachlässigt und wachsen seit Monaten in die Länge. Das arme Pferd kann kaum laufen. Dieser Anblick schmerzt meiner Pferde-Seele sehr und am liebsten würde ich das Pferd mitnehmen und ihm helfen. Leider ist weit und breit niemand zu sehen, wo ich den Fall melden kann. Ich finde Online eine Hilfsorganisation, welche in Rumänien tätig ist und auf Hufproblematiken spezialisiert ist. Ich melde den Fall und teile den Standort des Pferdes mit, in der Hoffnung, dass dem armen Tier geholfen wird.
Genussteil der Strategica
Die restliche Strecke ist landschaftlich ein Traum! Die Strasse führt durch schier endlose Wälder und weiter über der Baumgrenze. Das offenbart ein wunderbares Panorama und wir halten immer wieder an um die Aussicht zu geniessen. Wir möchten heute gerne in den Bergen übernachten. Am höchsten Punkt, auf ca. 2000 MüM, finden wir einen tollen Schlafplatz mit 360° Panorama aber ein aufkommendes Gewitter lässt uns wieder von diesem Vorhaben abbringen. Zuoberst auf einem Berg der höchste Punkt zu sein ist sicher nicht die beste Idee bei einem Gewitter.
So fahren wir weiter und treffen auf ein paar Einheimische, welche wir zuvor auf der Strecke kennengelernt haben. Wir fahren nun im 3er Konvoi und werden immer wieder mit Infos zur Umgebung versorgt. Die Strasse birgt noch ein paar kleine Herausforderungen aber grösstenteils ist sie gut befahrbar. Es gibt auch noch eine kurze Heidelbeer-Sammel-Essenspause. Je nach Wetterbedingungen ist die Strategica eine grosse Herausforderung. Neben den ausgewaschenen Stellen kann die Schräglage vom Fahrzeug vielleicht ein Problem für den Fahrer (oder Beifahrer – je nach Hanglage) darstellen.
Schlafplatzsuche – aktuell Stimmungsdämpfer Nr. 1
Wir halten weiter Ausschau nach einem geeigneten Schlafplatz. Irgendwie stellen wir zu kompliziert an und fahren jeweils bei potenziellen Plätzen vorbei. Es kommt wie es kommen muss und wir erreichen die asphaltierte Transalpina. Na toll. Da immer mehr Gewitterwolken aufziehen und die Temperatur im Sinkflug ist, beschliessen wir runter ins Tal zu fahren. Auf dem Weg talwärts und einigen weiteren Versuchen finden wir auch keinen passenden Ort und nun beginnt es auch noch zu regnen. Unsere Stimmungslage sinkt so schnell wie die Temperatur.
Nach unzähligen Kilometern erfolgloser Suche, nehmen wir die nächst beste Offroad Strasse und finden tatsächlich schon bald einen wunderschönen Platz mit Feuerstelle an einem idyllischen Bach. Es regnet nicht mehr und wir können auf dem Feuer unsere gefundenen Pilze und die Bio-Burger grillieren. Wir erhalten zudem auch noch drei Steinpilze geschenkt von zwei Pilzsammler, welche an uns vorbei spazieren.
Heute sind wir uns definitiv selber im Weg gestanden mit der Stellplatzsuche. Es gab einige geeignete Plätze auf der Offroad Strecke und auf dem Bergkamm. Aber mit dem aufkommenden Regen war die Entscheidung weiter zu fahren wohl doch nicht so schlecht. Und dieser Platz ist für Roger der perfekte Platz und wie ein Kraftort für ihn. Ende gut, alles gut.
Steinpilze aus Rumänien
Aktuell sind unzählige Leute in den Wäldern am Pilze sammeln. Steinpilze sind in dieser Gegend offenbar sehr zahlreich. Auf unserer Stellplatzsuche auf dem Weg ins Tal kommen wir an vielen provisorischen Roma-Lagern vorbei. Diese sind am Pilze, insbesondere Steinpilze, sammeln. Sie leben entweder unter provisorischen Zeltblachen, im Auto oder im besten Fall im Wohnwagen und grasen die Wälder ab. Kistenweise werden die Pilze abtransportiert und auch direkt vor Ort geschnitten und getrocknet.
Das nächste Ziel ist der Retezat Nationalpark. Dort wollen wir wandern gehen und noch weitere Offroad Strecken befahren. Ob wir das so umsetzen können, erfährst du im nächsten Blog.