Der erste Tag auf den Lofoten beginnt für uns beide nicht gut. Wir haben Kopfschmerzen und entsprechend ist die Euphorie etwas gedämpft. Das beste Mittel dagegen ist die Elchsichtung (siehe Blog Mysteriöse Vesterålen). Danach ist alles halb so schlimm und wir sind bereit für die Lofoten.
Laukvik – eine Oase der Ruhe
Wir fahren somit nicht viele Kilometer und kommen allsbald in Laukvik an. Ein kleines verträumtes Fischerdorf mit den typisch farbigen Häusern, welches uns auf Anhieb gefällt. Wir stellen uns auf den Wohnmobilstellplatz und verbringen einen sehr ruhigen Nachmittag, geniessen die wärmende Sonne, besuchen das gemütliche Café und probieren den Kaffee aus der eigenen Kaffeerösterei. Abends lassen wir den Tag am Feuer ausklingen. Als die Nacht hereinbricht, dürfen wir über dem Meer erneut das magische Nordlicht bewundern. Auch wenn es bereits das achte Mal ist, man kann nicht genug davon kriegen. Es ist wie eine Sucht. Man möchte immer und immer wieder die Aurora Borealis sehen, am liebsten jede Nacht und in voller Pracht. Der Grund liegt einerseits in der Einzigartigkeit und in der Tatsache, dass es jedesmal anders ist. Die Farben, die Formen, die Intensität und ob es tanzt. Dies macht dieses Erlebnis immer wieder zu einem besonderen Moment.
Svolvaer – Hauptstadt der Lofoten
Svolvaer ist der Hauptort der Lofoten, an welchem auch die Hurtigruten Schiffe anlegen. Wir machen Besorgungen, laufen durch das kleine Zentrum und erkunden einen begehbaren Diamanten; ein sehr spannendes Kunstwerk. Der Magen knurrt und wir gehen Pizza essen, denn Pizza geht immer. Es gibt die Grössen klein und gross. Für mich klein und für Roger gross. Wenn Roger gewusst hätte, dass die Grosse sooo gross ist, hätte er auch die Kleine bestellt.
Am Ende des Weges befindet sich Henningsvaeg
Der Weg nach Henningsvaeg ist bereits schon eine Augenweide. Imposante, steil abfallende Felswände auf der einen Seite und an der Küste vorbei an vielen kleinen Inseln. Der Ort ist hauptsächlich bekannt wegen der spektakulären Lage des Fussballplatzes des örtlichen Fussballvereins. Dieser ist auf einer Insel gelegen und umgeben von Fischtrocknungsgestellen. Das Dorf selber ist auf mehrere kleine Inseln verteilt, welche mit einspurigen Brücken verbunden sind. Das Dorfbild ist geprägt von gastronomischen Lokalen und ortsansässigen Künstlerlokalen. Wir wollen Henningsvaeg von oben sehen und machen daher einer Kurzwanderung auf den Berg Heia, geniessen die Aussicht auf das Dorf,die Umgebung und die besondere Wolkenstimmung.
Hoven – Ein Berg in der Form einer Haifischflosse
Da ich langsam aber sicher Pferde-Entzugserscheinungen habe, ist es höchste Zeit diesen entgegenzuwirken. Deshalb reisen wir weiter nach Hov. Dort gibt es einen Campingplatz, welcher nebenbei auch ein Stall mit 51 Islandpferden betreibt. Die Lage ist toll. Der kreideweisse Strand liegt direkt vor uns und die Aussicht auf einen Galopp entlang der Brandung lässt das Herz höher schlagen. Die Reittour ist gebucht und die Vorfreude gross. Nebenbei erklimmen wir den Hoven. Das besondere an diesem Berg ist, dass er isoliert da steht und somit ein tolles rundum Panorama bietet. Von weitem erinnert die Form des Hovens an eine Haifischflosse. Der Berg war bereits zu Zeiten der Wikinger strategisch sehr wichtig. Bei drohender Gefahr, rannte jemand auf den Hoven, um ein Feuer zu entzünden. Dieses war weit herum sichtbar und so konnten sich die Bewohner auf den Angriff vorbereiten.
Im Rennpass über Stock und Sumpf
Ich habe mich für die Reittour „Viking Tour“, für fortgeschrittene Reiter, entschieden. Nebst interessanten Infos und Besuch verschiedener Wikingerschauplätzen, kommt auch das reiterliche Vergnügen nicht zu kurz. Der Trittsicherheit der Isländer vertrauend, geht es in ziemlich hohem Tempo durch sie sumpfige Landschaft, über Stock und Stein und über den wunderschön gelegenen Golfplatz. Natürlich nur auf den Wegen aber auch da haben sich einige Golfspieler von den sich rasant nähernden Pferden in Sicherheit gebracht. Am Schluss das Highlight – in vollem Galopp am schneeweissen Strand vor türkisfarbenem Meer. Was für eine Kulisse!
Am Abend tanzen wiederum die Nordlichter über unseren Köpfen. Dieses Mal wieder sehr intensiv und in starken Grüntönen.
Das Wetter schlägt um
So langsam zieht wieder schlechtes Wetter auf, begleitet von Sturmböen. Dieser starke Wind ist unser Begleiter für die nächsten Tage und zeitweise fühlen wir uns wie in einem Schüttelbecher wenn wir im Auto sind. Einmal geschüttelt aber nicht gerührt. Das Wetter hält uns jedoch nicht ab, weitere schöne Wanderungen und Ausflüge zu unternehmen. Zudem bringen die schnell wechselnden Wetterverhältnisse auch wunderschöne und dramatische Stimmungen mit sich. Es ist wie mit dem Wetter in Schottland. Wenn es dir nicht passt, warte einfach zehn Minuten.
Offersøykammen – Ausblick: Prädikat fantastisch
Für den nächsten Tag steht die Wanderung bereits fest. Somit entscheiden wir uns für eine Nacht auf einem Rastplatz, gleich in der Nähe vom Startpunkt der Wanderung auf den Offersøykammen. Nach dem Aufstehen vertreten wir uns die Beine und schauen auf den Fjord hinaus. Wir entdecken unzählige Möven und drei Seeadler, welche sich dem Fischfang hingeben.
Der Aufstieg ist relativ einfach aber die Windböen sind nicht zu unterschätzen. Auch auf dem Gipfel empfiehlt es sich, nicht ganz an die Abgründe zu gehen. Nichtsdestotrotz, der Ausblick mit dem 360° Panorama ist fantastisch. Verschiedene Buchten mit kreideweissen Stränden, das Meer in diversen Blautönen, unzählige Gipfel, grüne Wiesenflächen und die schier endlose Weite des Meeres. Nicht zu vergessen die Seeadler, welche immer wieder über unseren Köpfen majastätisch dahin fliegen.
Am Ende der Lofoten liegt Å
Der letzte befahrbare Ort der Lofoten heisst Å i Lofoten. Wir fahren bis dorthin und besuchen unterwegs die Orte Reine, Sakrisøy und Hamnøy. Immer wieder müssen wir anhalten und fotografieren. Die Szenerie ist zwischenzeitlich fast zu kitschig um wahr zu sein. Die bekannte Wanderung auf den Reinebringen mit über 1600 Treppenstufen können wir leider nicht machen. Diese ist wegen Wartungsarbeiten während des gesamten Oktobers geschlossen. Aber an alternativen Wandermöglichkeiten mangelt es auf den Lofoten ja zum Glück nicht.
In Sakrisøy halten wir an um Bilder zu machen und entdecken ein Restaurant mit angrenzendem Shop. Da werden Fischspezialitäten verkauft und im Restaurant gibt es Fischburger. Eigentlich wollten wir uns etwas kochen, aber es sieht so lecker aus, dass wir uns spontan anders entscheiden und Burger bestellen. Zum Glück haben wir diese Entscheidung getroffen. Auch der Vegi Burger mit Seegras ist unglaublich lecker. In Anita’s Siøtmat muss man gewesen sein, wenn man auf den Lofoten Urlaub macht.
Kvalvika Beach – Abgelegener Strand mit einer besonderen Geschichte
Wir entscheiden uns für die Wanderung zur Kvalvika Beach und somit ausnahmsweise nicht für eine Gipfelwanderung. An diesem Strand haben zwei norwegische Surfer und Filmemacher während neun Monate gelebt und sich aus Schwemmgut und Abfall eine Hütte gebaut. Zudem haben sie während ihrem Aufenthalt den ganzen Strand vom Abfall befreit und insgesamt 3 Tonnen Abfall gesammelt! Die Hütte gibt es immer noch und bietet bei Bedarf Schutz und Unterschlupf. Nach etwas Suchen finden wir die Hütte zwischen den Felsen. Es ist ein spezielles Gefühl dort drinnen und die Vorstellung hier einige Monate zu verbringen. Es gibt einen Film der beiden Norweger mit dem Titel „North of the sun“. Wirklich sehr eindrücklich und sehenswert.
Wir wandern, beziehungsweise klettern, in die benachbarte Bucht, die Vestervika Beach. Der Weg ist nicht ganz ohne und führt über Felsen und Steine nahe der Brandung. Teilweise kommt man nur mit Hilfe von Ketten und Steighilfen weiter. Einmal müssen wir umkehren und uns einen anderen Weg suchen, denn der eingeschlagene Pfad ist zu gefährlich und rutschig. Aber, der Weg lohnt sich und auch die einsame Vestervika Beach ist wunderschön. Von dort kann man über den nächsten Bergkamm wieder zurück zum Ausgangspunkt wandern. Dieser Weg zeichnet sich durch eindrückliche Bergspitzen und wunderschöne Bergseen aus, auch wenn der Weg teilweise sehr matschig und nass ist und der Wind so stark ist, dass er einem fast umbläst. Wir schlafen direkt am Selfjorden. Die Nacht ist nicht entspannend. Es schüttelt uns gewaltig durch und der Regen prasselt kräftig an den Bus.
Nusfjord – Fischerdorf Museum
Ursprünglich wollen wir den Ytresandheia erwandern aber da uns der Wind den Regen um die Ohren peitscht, verzichten wir darauf und besuchen dafür das Fischerdorf Nusfjord. Die Sonne beleuchtet den Nusfjord und wir sind dankbar diesen schönen Ort trocken zu besichtigen. Nusfjord ist ein ehemaliges Fischerdorf, welches heute als Freilichtmuseum besichtigt werden kann und Unterkünfte in Rorbuer (die bekannten, roten Fischerhütten auf Pfählen) anbietet. Wir schlendern durch die Häuser und geniessen ein warmes Getränk im einzigartigen Landhandleriet Café, welches sehr stilvoll eingerichtet ist.
Erste und letzte Station auf den Lofoten – Laukvik
Da wir die Lofoten noch nicht verlassen möchten und somit die Fähre ab Moskenes nach Bodø auslassen, fahren wir wieder den gleichen Weg zurück. Somit landen wir wieder in Laukvik. Dieser Stellplatz hat uns so gut gefallen, ist mit Dusche und Waschmaschine ausgerüstet, welche im Preis von 200 NOK inbegriffen sind. So verbringen wir unsere letzte Nacht auf den Lofoten nochmals hier. Zwar werden wir immer noch vom Wind durchgeschüttelt aber inzwischen haben wir uns fast dran gewöhnt. Es steht noch ein weiterer Bus auf dem Stellplatz, auch mit Schweizer Kennzeichen. Er gehört Masha Dimitri. Was für eine interessante Begegnung und da kommen mir doch einige Kindheitserinnerungen ans Teatro Dimitri auf, welches ich öfter mit meiner Familie im Tessin besucht habe.
Qual der Wahl auf den Lofoten
Die Lofoten haben so viel zu bieten, da muss man sich immer wieder zwischen tollen Orten und Aktivitäten entscheiden. Ansonsten verbringt man alleine schon x Wochen dort. Durch den sehr informativen und detaillierten Blog von nordlandblog.de, finden wir viele Tipps und Wandervorschläge. Wer in den Norden Europas reisen möchte, kommt an diesem Blog nicht vorbei. Herzlichen Dank für eure tolle Arbeit!
Fazit Lofoten
Die Lofoten sind definitiv ein Touristenmagnet im Vergleich zu den Vesterålen und Senja. Und ja, der Hype ist gerechtfertigt. Landschaftlich ist der Archipel unbestritten wunderschön, eindrücklich und sehr vielfältig. Auf den Wanderungen trifft man viel mehr Menschen an und die Preise sind allgemein etwas höher. Auf den Strassen ist mehr Verkehr und an vielen Orten sind Nebenstrassen und Parkbuchten abgesperrt oder mit Privat markiert. Die meisten Campingplätze sind ab Oktober geschlossen und leider auch einige Toiletten auf Rastplätzen. Wir haben einige Nächte wild geschlafen. Das wird in der Nebensaison offensichtlich geduldet. Sehrwahrscheinlich auch mangels Alternativen in manchen Gegenden.
Die Lofoten sind ganz klar auch eine Empfehlung, jedoch nicht in der Hauptsaison, wenn sogar jetzt noch viele Reisende unterwegs sind.