Nach dem Besuch der Vai Beach verheissen die Wetteraussichten nichts Gutes. Eine Kaltfront mit Regen und Sturm nimmt Kurs auf Kreta. Im Süden sieht es etwas besser aus, also verlassen wir die schöne Bucht und machen uns auf den Weg. Zuerst müssen wir noch in Sitia einen Stopp einlegen. Die SIM Karte von Roger hat den Geist aufgegeben und bis die neue SIM Karte aus der Schweiz eintrifft, kauft er eine griechische Prepaid Karte. So hat er via unserem mobilen Router wenigstens noch begrenzten Internetzugriff. Und in Sitia machen wir einen kurzen Essenshalt bei Monica. Wir haben sie in der Richti Schlucht kennen gelernt und sie arbeitet in einem Restaurant. Nun geht es aber in den Süden, mit dem Fernziel Matala.
An diesem Teil der Südküste gestaltet sich die Stellplatzsuche etwas schwierig. Einerseits ist der Küstenabschnitt sehr verbaut (mit Gebäuden und vielen Gewächshäuser), andererseits hat der Regen seine Spuren hinterlassen und einige mögliche Plätze stehen unter Wasser. Wir steuern den Camping Koutsounari an und bleiben vier Nächte. Stefan und Iris kommen auch für eine Nacht auf den Camping und wir verbringen einen gemütlichen Abend in ihrem Fahrzeug. Nochmals herzlichen Dank für Speis und Trank und die nette Gesellschaft!
Das Wetter bessert sich zwar mit jedem Tag aber die Temperaturen sind und bleiben winterlich und das Mitte März. Obwohl wir am fast südlichsten Punkt unserer Reise angelangt sind, tragen wir die gleichen Klamotten wie damals am Nordkapp, am nördlichsten Punkt unserer Reise. Irgendwie verrückt! Die frisch verschneiten Berge ganz in der Nähe sind schön anzuschauen aber wir freuen uns auf die prognostizierten 17° in einigen Tagen.
Der Frühling gibt sein Comeback – es geht zum Cap Lithinon
Auf dem Weg zum Cap Lithinon finden wir einen tollen Übernachtungsplatz an einem einsamen Strand. Wir geniessen die Ruhe und die warmen Sonnenstrahlen mit einem Strandtag. Rogers Kreativität fliesst und er bildet aus Naturmaterialien ein Kunstwerk. Ich grabe in dieser Zeit ein grosses Loch in den Sand und bereite das Lagerfeuer vor. Am Abend geniessen wir dieses und können endlich wieder mal den Brändi Grill nutzen.
Die nächsten Tage verbringen wir am Cap Lithinon und wandern durch die Schluchten Agiofarago und Martsalo und erklimmen den Gipfel mit einem spektakulären 360° Panorama. Hier befindet sich der südlichste Punkt welchen man auf Kreta erreichen kann. Mit der kurzen Wanderung auf den Gipfel und noch etwas weiter sind wir definitiv auch am südlichsten Punkt unserer Reise angekommen. Auch die beiden Schluchten sind einen Besuch wert. In der Agiofarago Schlucht führt der Weg durch Oleander zu einer Kapelle und an einen wunderschönen Strand. In der Martsalo Schlucht gelangen wir über eine Steintreppe als erstes zu einer eindrücklichen Felsenkapelle, bevor wir uns den Weg durch den Canyon etwas suchen müssen. Der Strand ist nicht ganz so spektakulär wie Agiofarago. Am Martsalo Strand haben sich einige Leute Hütten gebaut, welche wir etwas genauer anschauen. Aktuell sind es jedoch eher Müllhalden als bewohnbare Hütten.
Wir geniessen die wildromantische, karge Landschaft, die Aussicht auf die drei grossen, verschneiten Gebirgsketten von Kreta, das königsblaue Meer und die Gesellschaft unzähliger Schafe. Ansonsten sind wir meistens ganz alleine an diesen wunderschönen Orten.
Matala – Geocachen bis die Sohlen glühen
Der nächste Stopp auf unserer Weiterfahrt ist das Hippiedorf Matala. Den Besuch halten wir jedoch relativ kurz. Auch dieses Dorf ist noch im Winterschlaf und ein kurzer Spaziergang durch die Gassen hat uns gereicht. Uns zieht es weiter an den Komos Strand. Wir finden wieder einen herrlichen Stellplatz am Meer und erkunden von dort die Umgebung zu Fuss. Dank eines mehrfach Rätsel Geocaches, machen wir eine abwechslungsreiche Wanderung und frischen gleich noch unser Wissen zur griechischen Mythologie auf. Wenn ihr wissen möchtet wie so ein Rätsel aufgebaut sein kann und gleich noch etwas griechische Mythologie lernen, könnt ihr hier nachschauen. An diesem Tag lösen wir 21 Geocaches. Das ist unser bisheriger Rekord.
Die Gegend verzaubert uns mit kargem Felsgebiet und weissen Landzungen, welche ins tiefblaue Meer fliessen. Zudem gibt es viele Fossilien zu entdecken. Die verschiedenen Formen lassen uns rätseln, was das für ein Tier oder für eine Pflanze gewesen sein könnte. Die Vielfältigkeit von Kreta ist einfach grossartig. Wir sind nun schon bald zwei Monate auf der Insel und sie überrascht uns immer wieder mit neuen Landschaften und unglaublich schönen Übernachtungsplätzen.
Die nächste Sturm- und Regenfront ist im Anmarsch
Das stabile Hochdruchgebiet lässt auf sich warten. Nach ein paar wunderbar sonnigen Tagen ändert das Wetter wieder. Im Norden der Insel ist wieder mal Starkregen und stürmischer Wind angesagt. So bleiben wir die Tage noch auf der Südseite, geschützt durch die Bergkette mit dem höchsten Berg der Insel, dem tief verschneiten Psiloritis. Diverse Einheimische haben uns inzwischen bestätigt, dass dies der härteste Winter auf Kreta seit 50 oder 60 Jahren ist (bei den Jahresangaben haben wir diverse Angaben gehört).
Drei Nächte verbringen wir am wunderbaren Komos Strand bevor wir weiter fahren. Nachdem unsere nächste Stellplatzsuche sprichwörtlich vom Winde verweht wurde, fahren wir nach Agia Galini auf den Campingplatz “No Problem”. Wir werden von den Besitzern herzlich mit Raki, Baklava und Spinattaschen im Wohnzimmer empfangen. Als wir ihr Haus wieder verlassen, kennen wir die gesamte Familie von den Fotos. Einmal mehr sind wir von der Gastfreundschaft der Kreten überwältigt.
Die nächsten Tage erkunden wir das schöne Fischerdorf Agia Galini und die Umgebung. Kurz vor dem Verstauben kommen sogar die Laufschuhe wieder mal zum Einsatz. Und ich kann endlich wieder mal ein Pferd streicheln. Pferde sieht man in Griechenland/auf Kreta eher selten und nach den vielen Schafen und Ziegen ist jede Pferdesichtung für mich inzwischen ein Highlight.
Der Abschied von der Südküste und im speziellen der Umgebung von Matala fällt uns nicht leicht. Wir haben hier wunderbare Tage verbracht aber nun geht es wieder an die Nordküste und dann, so langsam aber sicher, wieder zurück aufs Festland.