Wie im letzten Blogbeitrag angetönt, benötigen wir etwas Geduld, bevor wir mit Kappadokien ein weiteres Highlight besuchen werden.
Die Wetteraussichten sind leider alles andere als gut, um die Heissluftballons steigen zu sehen. Es ist viel Regen und kalte Temperaturen vorausgesagt. Und nun? Wir beschliessen das Hochland zu verlassen, fahren Richtung Süden und somit runter auf Meereshöhe.
Kommunikationsprobleme
Wir verbringen zwei Tage bei hochsommerlichen 28 Grad Celsius an einem Stausee kurz vor der Stadt Tarsus. Am ersten Morgen erfahren wir von einem Fischer, dass wir uns vom Ufer entfernen sollen, da der Pegelstand des Sees schnell ansteigen kann. Aufgrund fehlender Sprachkenntnisse beiderseits, konnte er uns das mit Händen und Füssen einigermassen verständlich mitteilen. So verschieben wir uns an einen etwas höher gelegenen Schlafplatz ein paar Meter weiter.
Verständigungsprobleme zum Zweiten
Am Abend kommt ein weiterer Einheimischer und versucht uns mitzuteilen, dass wir wegfahren sollen. Es sei hier zu gefährlich in der Nacht. Trotz Übersetzungsapps und Händen und Füssen können wir dieses Mal leider nicht herausfinden wieso es gefährlich ist. Einmal mehr fällt uns auf, dass die Türkei das erste Land ist, bei welchem fast niemand Englisch oder eine andere Fremdsprache spricht. Einzig in Litauen war die Situation bisher ähnlich.
Da wir jedoch immer auf Ratschläge von Einheimischen hören, verlagern wir unseren Schlafplatz erneut. Nach einer ruhigen Nacht fahren wir am nächsten Tag weiter.
Belemedik Naturpark
Die Wetteraussichten sind vielversprechend und so machen wir uns auf, zurück Richtung Kappadokien. Bevor es soweit ist, verbringen wir noch drei Tage im Belemedik Naturpark. Wir finden einen genialen Schlafplatz unter Bäumen, am Fusse einer imposanten Felswand. Weit unter uns hören wir das Rauschen des tosenden Flusses. Wir bleiben drei Nächte in absoluter Einsamkeit und erkunden das Gebiet mit Wanderungen. Wir machen Feuer und geniessen nach langer Zeit wieder mal ein Barbeque und ein Abendessen aus dem Dutch Oven.
Unsere Nachbarn sind Vögel, Hasen und Wildschweine. Zudem kommt eine Kuherde auf einen Kurzbesuch. Vom Stachelschwein finden wir nur ausgefallene Borsten bei einer Wanderung. Es gefällt uns so sehr hier, dass wir uns kurz überlegen noch eine weiter Nacht zu bleiben. Fahren dann aber weiter.
Kappadokien
Ein stabiles Hochdruckwetter kündigt sich an und wir fahren nach Göreme, dem Zentrum für die Erkundung der Gegend.
Als wir ankommen zeigt sich der Himmel noch in einem grauen Kleid. Wir besuchen den sehr touristischen Ort Göreme, welcher uns im Dunkeln, stimmungsvoll beleuchtet, einiges besser gefällt als im Tageslicht. Wir schlendern durch die Gassen und staunen ab den vielen Höhlenhotels und weiteren schönen Gebäuden.
Am nächsten Morgen gibt es eine frühe Tagwache. Obwohl wir um 5:15 Uhr bereits auf der Panoramaterrasse unseres Campingplatzes sind, befinden sich schon viele Heissluftballons in der Luft. Das heisst, am nächsten Tag noch etwas früher aufstehen, damit wir das Spektakel von Anfang an beobachten können. Ab morgen soll der Himmel aufklaren und wir können die Heissluftballons dann hoffentlich mit Sonnenschein und blauem Himmel bewundern. Der Anblick der schier unzähligen Heissluftballone über den skurrilen Felsformationen ist jedoch auch bei bewölktem Wetter sehr eindrücklich.
Nachdem die meisten Heissluftballons wieder gelandet sind, essen wir gemütlich Frühstück und wandern anschliessend durchs White Valley und das Love Valley. Wieso das Love Valley so heisst, könnt ihr auf den Bildern selbst herausfinden. Es könnte jedoch durchaus auch Aspargus Valley heissen.
- Love Valley
In und um Göreme – das Epizentrum des Kappadokien Tourismus
Wir verbringen drei Nächte auf dem Panorama Camping oberhalb von Göreme. Das Panorama von der Terrasse lässt nichts zu wünschen übrig. Ob die uneingeschränkte Sicht auf die Ballons am frühen Morgen, die Aussicht übers Tal oder am Abend den Blick auf die Lichter von Göreme und Umgebung. Zudem können wir so Pucci mit gutem Gefühl tagelang stehen lassen, während dem wir die Gegend zu Fuss erkunden.
Göreme selber ist wahrlich keine Augenweide. Ausflugsanbieter, Souvenirshops, Restaurants und Hotels reihen sich aneinander. Die Strassen sind nur teilweise geteert und es ist dadurch sehr dreckig. Es fahren praktisch nonstop Autos durch den Ort und wirbeln mächtig Staub auf. In den Ortschaften rings um Göreme sind die Strassen gepflegt und in einem sehr guten Zustand und ausgerechnet im Haupt-Touristen Ort, sieht es aus wie im Wilden Westen. Sogar Pferde galoppieren über die Staubpisten.
An den fehlenden Einnahmen oder Steuern kann es auf jeden Fall nicht liegen. Wir haben ausgerechnet, dass pro Tag ca. 250‘000 CHF umgesetzt werden könnte mit den ganzen Ausflugsoptionen (Heissluftballonfahrt, Pferde- und Kamelausritte, Quad- und Jeeptouren, Fotoshootings in wallenden Abendkleidern auf Cadillacs/Schaukeln oder Hochzeitsshootings etc.). Bereits zu dieser Zeit sind viele Touristen vor Ort und nutzen die Angebote ausgiebig. Wie ist das wohl in der Hauptsaison? Wir möchten uns das gar nicht vorstellen.
Bei unseren Wanderungen durch die verschiedenen Täler sind wir jedoch ganz alleine unterwegs und wir geniessen die Ruhe und die unglaublich schöne Kulisse mit den eindrücklichen Felsformationen und Gesteinsfarben.
- Mitten im Red Valley
Heissluftballons zum Greifen nah
Für die letzte Nacht in der Region Kappadokien verlassen wir den Campingplatz und übernachten auf der gegenüberliegenden Talseite auf einem Plateau. Von hier haben wir den Sonnenaufgang im Rücken und sind ganz nah an den Startplätzen der Heissluftballons.
Um 4:30 Uhr sorgt Hundegebell und der Ruf des Muezzins dafür, dass wir das Startprozedere sicher nicht verschlafen. Zudem hallt das brummende Geräusch der Generatoren für das Auffüllen der Ballons zwischen den Felsen zu uns empor. So sind wir Punkt 5:00 Uhr draussen und bereit für das Spektakel. Das Entzünden der zahlreichen Gasflammen in den farbenfrohen Ballons im Halbdunkeln mit der Morgendämmerung im Hintergrund ist ein eindrücklicher Anblick. Und wenn die vielen Ballons gen Himmel steigen, ist das ein magischer Moment. Obwohl wir die eindrücklichen Bilder schon viele Male bei anderen Reisenden gesehen haben, dies vor Ort zu erleben, ist nochmals eine ganz andere Nummer.
Kappadokien – Disneyland der Türkei
Um ca. 6:00 Uhr sind die meisten Heissluftballons schon weit weg getrieben oder bereits gelandet. So kuscheln wir uns nochmals ins Bett um etwas Schlaf nachzuholen. Kurz darauf fährt eine Jeep Safari Gruppe auf den Platz und veranstaltet eine kleine Sonnenaufgangsparty mit lauter Musik und Sekt. In diesem Moment kommt mir der Gedanke an den Vergleich mit Disney Land. Mit dem Ziel, möglichst viele Leute zu bespassen und unvergessliche Erlebnisse zu generieren. Hier leider auch zum Leid von Natur und Tieren.
Klar hätte es mich sehr gereizt hier einen Ausritt zu machen. Nachdem ich jedoch diverse bis auf die Knochen abgemagerte Pferde und grobe Tourguides beobachtet habe, ist der Gedanke schnell verworfen worden. So etwas unterstütze ich definitiv nicht.
Fazit Kappadokien
Kappadokien ist definitiv einen Besuch wert. Nicht nur wegen den Heissluftballons, die ganze Region ist sehr eindrücklich und bietet viele Bewegungsmöglichkeiten. Man findet auch sehr ruhige Ecken und kann trotzdem vom reichhaltigen Angebot an Restaurants mit verschiedenen Landesspezialitäten profitieren. Da wir ansonsten viel selber kochen, ist das für uns immer eine willkommene Abwechslung. Uns hat es auf jeden Fall äusserst gut gefallen. Auch die Region um Göreme hat viel zu bieten und man kann sich hier sicher auch noch viel länger verweilen. Uns zieht es nun jedoch weiter in den Osten.