Nach dem letzten Blog “300 Tage unterwegs“, sind wir inzwischen bereits 400 Tage unterwegs und somit mehr als 1 Jahr auf Reisen. Über ein Jahr ohne Job, ohne Wohnung und in unserem VW Bus Pucci unterwegs. Nie hätten wir das für möglich gehalten und einige von euch wohl auch nicht.
Aber es war nicht nur spassig auf der Reise. Es gab immer wieder Momente, besonders auf Kreta, die haben wir uns anders vorgestellt. Und bei mir, Roger, war ab und an ein Tag des Nervens vorhanden.
Der Winter auf Kreta
Schlechtes Wetter, insbesondere Regen und Sturm sind ein Stimmungskiller für das Leben im Bus. Und davon haben wir auf Kreta einige Tage erlebt. Für schlechtes Wetter ist der VW Bus einfach zu klein. Auf der ganzen Insel waren nur ca. 4 Campingplätze offen und diese sind für den Sommer ausgelegt. Also ungeheizte Nasszellen und warmes Wasser oft nur auf Vorbestellung beim Besitzer oder wenn die Sonne scheint. Aufenthaltsräume gibt es nicht. Also verbringt man auch auf einem Campingplatz die Regentage im Bus. Immerhin hat man Strom und kann so gemütlich am Laptop Blogs schreiben, Videos und Bilder bearbeiten, das WIFI nutzen und so die Tage auch mit Filme/Serien schauen vertreiben.
Gemäss vieler übereinstimmiger Aussagen von den Einheimischen war der Winter 21/22 der kälteste seit 50 oder sogar 60 Jahren. Wir glauben das gerne. Wir haben auch immer wieder tolle und warme Tage erlebt und dann stieg das Thermometer sofort auf 18 Grad an. Diese Hochs hielten einige Tage an und darauf folgte ein Tief mit Regen und Sturm für 3-4 Tage. Mit diesem Wechselbad des Wetters und der Gefühlswelt durchlebten wir den Winter auf Kreta. Die Arbeit auf dem Olivenhain hat unsere Denkensweise definitiv erweitert.
Kreta hat einen festen Platz in unseren Herzen
Es soll hier kein schlechtes Bild entstehen, denn Kreta ist uns ans Herz gewachsen. Die Insel ist wunderschön, abwechslungsreich und die Bewohner sehr nett und hilfsbereit. Kreta bietet karibische Strände und Berge wie Zuhause in der Schweiz. Verträumte Dörfer und einfache Tavernen mit authentischen und leckeren Speisen. Zudem ist Kreta ein Wanderparadies mit den gefühlt tausend Schluchten, die auf der Insel verteilt sind.
Und am Ende der Zeit auf Kreta sind dies die Erlebnisse, welche für immer positiv in unseren Köpfen weiterleben. Kreta ist eine Insel auf welcher ich mir ein Leben für immer durchaus vorstellen könnte.
Griechenland
Es fällt uns beiden sehr schwer den Gang ins Fährbüro anzutreten und ein Ticket auf das Festland zu kaufen. Aber nach über zwei Monaten auf Kreta wird es Zeit für neue Gefilde.
Wir sind ein klein wenig geschockt vom Verkehrsaufkommen und der Menschenmenge in Athen, welches wir direkt nach unserer Ankunft mit der Fähre besuchen. Athen hat jedoch eine solch tolle Ausstrahlung auf uns, dass uns der Wandel von der Einsamkeit in die Grossstadt leicht fällt.
Der Kanal von Korinth und die Meteora Klöster sind weitere Highlights vom Festland. Nach einigen letzten Strandtagen auf Chalkidiki fahren wir immer weiter Richtung Osten. Wir haben uns dazu entschieden in die Türkei zu reisen.
Türkei
Der Grenzübertritt ist einfach und schnell vorbei und wir können unsere Besorgungen erledigen. SIM Karte für Barbara, Autobahnvignette, Bargeld beziehen und Tanken. In der Türkei ist man ohne Bargeld verloren und es gibt viele Geschäfte die keine Karte akzeptieren oder der Kartenleser “defekt“ ist. In der Türkei ist der Diesel 20-30 Rappen/Liter günstiger als in Griechenland.
Aber die Türkei durchläuft aktuell besonders harte Zeiten mit der Inflation. Für uns ist es nach wie vor sehr billig aber die Bevölkerung leidet sehr darunter. Ein Beispiel: Der Diesel ist rund 4.5 mal teurer als noch vor ein paar Monaten. Stellt euch mal das Gejammere in der Schweiz vor, wenn die Preise um das x-fache steigen würden innert kürzester Zeit.
Wir entscheiden uns gegen den Weg an der Ägäis entlang und wollen von Istanbul quer durchs Land fahren. Meer und wunderschöne Küsten hatten wir in Griechenland genügend. Nun wollen wir andere Landschaften sehen.
Hätte uns vorher einer gesagt, dass Zentralanatolien und ein grosser Teil der Osttürkei ein riesiges Hochplateau ist und wir uns ständig um die 1000 Meter oder mehr befinden, hätten wir uns ggf. anders entschieden. Aber das Schöne dabei ist, dass wir nochmals einen Frühling erleben dürfen und das ist definitiv eine schöne Jahreszeit. Die Bäche, Seen und Wasserfälle sind voll mit Schmelzwasser von den Bergen und es blüht überall. Herrlich!
Erst nach dem wir Millionenmetropole Istanbul verlassen haben sind wir beide so richtig in der Türkei angekommen. Die Natur ist umwerfend schön und abwechslungsreich. Salzsee, Vulkankrater, tiefe Schluchten und karge Landschaften. So haben wir das gerne.
Landwirtschaft in der Türkei
Hast du gewusst, dass die Türkei 70 % der Haselnussproduktion der Welt abdeckt? Wir auch nicht, bis wir kilometerweit durch diese schier endlosen Plantagen fahren. Es soll nicht die einzige Monokultur bleiben. Es geht weiter mit Pfirsich- und Aprikosenplantagen. Tja, wäre es nun Sommer würden wir uns wohl jeden Tag frische Smoothies damit machen.
Wir haben uns vor dem Grenzübertritt je 5 Ziele ausgesucht, welche wir unbedingt sehen wollen. Am 14. Mai haben wir mit dem Nemrut Dagi alle diese Ziele gesehen. Je weiter wir uns östlich bewegen, umso weniger Ziele haben wir auf unserer Karte.
Die Türkei ist ein riesiges Land. Doppelt so gross wie Deutschland und es Leben ca. 85 Millionen Menschen hier. Entsprechend haben wir hier mehr und längere Fahrtage als in anderen Ländern. Die Türken sind ein Picknick Fans. Es gibt viele Picknick Parks mit Tischen, Bänken und Feuerstellen. Bei einem solchen Piknik Alani haben wir auch schon übernachtet.
Türkische Gastfreundschaft
Die Türken sind sehr gastfreundliche Leute. Überall werden wir gefragt, ob es uns gut geht. Es wird uns Cay oder türkischer Kaffee angeboten. Wir werden zum Essen eingeladen oder wir bekommen immer wieder Essen geschenkt. Solch eine Gastfreundschaft haben wir in keinem anderen Land bisher erlebt.
Georgien
Vor wenigen Tagen sind wir in Georgien eingereist. Der Empfang an der Grenze war sehr herzlich, überaus freundlich und in perfektem Englisch. Für uns eine Wohltat nach den Wochen in der Türkei. Da viel die Kommunikation sehr schwer bis gar unmöglich. Den ersten Pass haben wir auch bereits erklummen mit unserem Pucci. Die Strasse, wenn man dem überhaupt Strasse sagen kann, war ein guter erster Eindruck für Georgien. Hier sind die Strassenverhältnisse ziemlich schlecht und es hat keine Schlaglöcher sondern Krater in den Strassen. Also muss man unglaublich konzentriert Autofahren. Der georgische Wein und das Essen waren in den ersten Tagen super und wir freuen uns auf weitere Abenteuer.
Müll
Immer wieder haben wir grosse Mühe mit der Müllsituation vor Ort. Griechenland war schon ein Schock für uns. Und wenn man denkt es geht nicht mehr schlimmer, kommt man in die Türkei. Hier ist die Müllsituation noch schlimmer. Wir können nicht verstehen, wie man sein eigenes Land so verdrecken kann. Wir haben Verständnis, dass es an vielen Orten keine Müllabfuhr und Kerichtverbrennungsanlagen gibt. Aber dann macht ein grosses Loch und wirft den Müll gesammelt in dieses Loch und wenn es voll ist, macht es mit Erde zu. Anders haben es unsere Vorfahren in der Schweiz auch nicht gemacht. Aber hier verteilt sich der Müll übers ganze Land.
Noch etwas Statistik
Aktuell hat unser Pucci 34’510 km mehr auf dem Tacho als beim Start unserer Reise. Wir stehen somit aktuell bei durchschnittlich 130 gefahrenen Kilometer pro Tag, wobei wir insgesamt 26 Fahrtage hatten. In den letzten 100 Tagen ist der Kilometerschnitt von 89 km auf 130 pro Tag gestiegen. Besonders die letzten Tage in Griechenland und in der Türkei haben wir einiges an Kilometer hinter uns gebracht. Aber das Wichtigste ist, dass es uns nicht zu viel ist und wir immer wieder genügend Ruhezeit haben.
Kaffee trinken
Unsere tägliche Koffeindosis nehmen wir in Form eines oder mehreren Kaffees zu uns. Barbara bevorzugt Milchkaffe oder Cappuccino. Ich mag es schwarz und stark. Aus diesem Grund haben wir vor ein Konto bei “buy me a coffee” eröffnet und bereits die einige Supporter. Vielen lieben Danke an jede und jeden!
Das bedeutet, dass du uns nun einen oder mehrere Kaffees spendieren kannst, damit wir die langen Stunden am Computer gut überstehen und weiterhin informative Blogs schreiben und kreative Videos schneiden können. Wenn du uns ebenfalls einen Kaffee spendieren möchtest, kannst du das unter folgendem Link machen.
Wir wollen dir natürlich auch etwas zurück geben und werden gegen Ende 2022 unter allen Unterstützenden einen Wandkalender 2023 verlosen. Natürlich mit Bildern unserer tollen Reise. Es gibt noch weitere Gewinnmöglichkeiten. Mehr dazu erfährst du mittels einem Klick auf den obigen gründen Button. Für jede Unterstützung (egal ob 1, 2, 3 etc. Kaffees), bekommt der Supporter oder die Supporterin ein zusätzliches Los und erhöht somit die Gewinnchance auf den Kalender.
Wir bedanken uns ganz herzlich für jeden Kaffee!
Ein Blick in die Zukunft
Wir befinden uns noch immer in Georgien und werden wohl in den kommenden Tagen nach Armenien einreisen. Wie lange wir dort bleiben werden ist noch ungewiss. Danach geht es zurück nach Georgien und in den grossen Kaukasus.
Dann heisst es für uns langsam den Weg wieder Richtung Westen unter die Räder zu nehmen. In der Türkei hat es noch einige Punkte die wir uns anschauen wollen. Da wir nur 3 Monate in der Türkei bleiben dürfen, ist die baldige Rückkehr in die EU absehbar.