Bären beobachten in Finnland – Der finnische Grenzraum im Osten zu Russland ist eines der wenigen Gebiete in Europa, wo es noch möglich ist, grosse und seltene Raubtiere anzutreffen und in ihrem natürlichen Umfeld zu beobachten. Also ab in die Wildnis und auf zu den Bären und zum Vielfrass.
Wir hatten das Glück und konnten nebst diversen Braunbären auch tatsächlich Vielfrasse und Seeadler beobachten und fotografieren. Die Wölfe haben sich an diesem Abend nicht gezeigt aber sie wären ein weiteres Highlight, welches man an diesem Ort bewundern kann.
Es gibt einige Bärensafari Anbieter und wir haben die Qual der Wahl. Die Entscheidung fällt auf Boreal Wildlife Center, da der eine Betreiber selber ein passionierter Wildlife Fotograf ist. Wir sind sehr zufrieden mit unserer Wahl. Die beiden Betreiber sind sehr kompetent, unkompliziert, freundlich, hilfsbereit und wir erhalten viele Informationen zur Region und den Tieren. Dieser Anbieter hat diverse Verstecke an unterschiedlichen Orten wie Wald, Sumpf oder See. Beste Voraussetzungen für Bären beobachten in Finnland.
Ablauf
Nach unserer Ankunft werden wir kurz über den Ablauf eingewiesen und fahren dann gespannt los. Alle Teilnehmer mit den eigenen Fahrzeugen. Jede Partei ist an diesem Abend alleine in einem Versteck. Wir sind in einem Versteck im Sumpf. Das Versteck ist für 12 Personen konzipiert aber wir haben dieses für uns alleine. Die Verstecke haben jeweils einem verglasten Ausguck und Löcher für die Kameras/Objektive, Betten und ein Trockenklo. Auch wir hätten die Nacht dort verbringen können aber da die Tage bereits wieder etwas kürzer sind und es in der Nacht dunkel wird, haben wir uns dagegen entschieden.
Warten auf die Bären
Um die Bären anzulocken, werden Fischabfälle und Hundefutter vor dem Versteck ausgelegt. Zugegeben, das finden wir sehr zwiespältig aber anscheinend bringen die Bären das Futter nicht mit den Menschen in Verbindung und es habe keinen Einfluss auf ihr natürliches Verhalten.
Wir können wünschen, in welcher Distanz zum Versteck das Futter platziert werden soll. Je nach Objektiv eher nahe oder weiter weg. Da ich nur meine Handykamera habe, möchte ich sie natürlich so nahe wie möglich am Versteck. Was das bedeutet, werden wir später noch erleben. Roger hat sein Teleobjektiv mit dabei und daher wird auch Futter in einer entfernten Distanz ausgelegt.
Möven, Raben und Seeadler eröffnen das Buffet
Als erstes fallen zahlreiche Möven, Raben und sogar Seesdler über das reiche Buffet her. Seeadler aus dieser Nähe haben wir noch nie so beobachten können. Ihre Flugeinlagen und das Verhalten ist spektakulär. Der Seeadler wartet oft geduldig auf seinem Aussichtsbaum. Wenn der richtige Moment gekommen ist, breitet er seine Flügel aus, hebt ab und fliegt danach im Sturzflug auf seine erspähte Beute. Ein eindeutiges Zeichen für die Möven und Raben, den Platz freizugeben. Es ist absolut klar wer hier der Chef auf dem Platz ist! Nach einiger Zeit verziehen sich die meisten Vögel und etwas Ruhe kehrt ein.
Vielfrass in Action
Es geht nicht lange und schon betritt ein Vielfrass die „Bühne“ und erfreut sich am Fisch. Vielfrasse sind in Finnland sehr selten (nur noch 400 Vielfrasse) und wir sind unglaublich dankbar, dieses seltene und sehr scheue Tier beobachten und fotografieren zu können. Der Vielfrass hat eine besonders starke Kaukraft. Wenn er einen Lachskopf in den Mund nimmt, hört man deutlich das Knacken. Das zweifarbige Fell in den Brauntönen sieht schön und edel aus.
Die Bären sind los
Nach diesem tollen Erlebnis vergeht einige Zeit mit Warten in Stille. Und ohne das wir ihn kommen hören und sehen, steht auf einmal der erste Bär vor uns. Wir beobachten wie er sich genüsslich am Hundefutter satt frisst und anschliessend in den Wäldern verschwindet. Dann geht es Schlag auf Schlag. Ein Bär nach dem anderen taucht auf, frisst und verschwindet wieder im Wald. Es ist sehr spannend die unterschiedlichen Bären und die verschiedenen Verhaltensmuster zu beobachten. Bei einem Bär taucht sogar der Vielfrass nochmals auf und ergattert sich hinter dem Rücken des Bären einen weiteren Lachskopf.
Zwei der Bären kommen unmittelbar vor unser Versteck. Sozusagen Auge in Auge mit wilden Bären und es trennt uns nur eine dünne Holzwand. Ein unglaubliches Erlebnis! Ein mulmiges Gefühl haben wir dabei nicht und fühlen und sicher in der Hütte, auch nach einer genaueren Betrachtung der imposanten Bärenpranken. Ein Hieb des Bären hätte wohl gereicht, und der Holzverschlag hätte ein Loch. Insgesamt sehen wir 10 Bären kommen und gehen.
Nach ungefähr 5 Stunden dunkelt es ein. Wir beschliessen unser Versteck zu verlassen und zurück zu Pucci zu laufen. Es sind nur ungefähr 40 Meter aber trotzdem fällt der Schritt aus dem Versteck nicht ganz leicht, im Wissen dass viele Bären anwesend sind und aus dem Nichts auftauchen… Wir machen etwas Lärm und kommen unversehrt bei Pucci an. Zurück in der Basis dürfen wir dann dort auf dem Parkplatz schlafen und die Räumlichkeiten benutzen, was wir sehr schätzen.
Fazit
Auch wenn das Anfüttern der Bären umstritten ist, Bären beobachten in Finnland ist ein unglaubliches Erlebnis. Die wilden Tiere in ihrem natürlichen Umfeld zu erleben und zudem ist es auch eine interessante Erfahrung, dass in diesem Fall die Menschen „eingesperrt“ sind und nicht die Tiere. Wir würden es auf jeden Fall wieder machen. Dann jedoch in einer anderen Region, in welcher Bären mit Jungtieren zu beobachten sind. Das ist an diesem Standort nicht der Fall, da es dort sehr viel männliche Bären hat. Dies kann für Jungtiere tödlich sein.
Unser dazu gehöriges Video zu der Bärenbeobachtung findet ihr auf unserem YouTube Kanal.