Nach acht Tagen in Georgien, reisen wir bereits ins nächste Land – Armenien. Nicht dass es uns in Georgien nicht gefallen hätte, im Gegenteil. Aber im Kaukasus liegt noch viel Schnee und einige Passstrassen sind noch nicht befahrbar. Da wir uns sowieso im Süden des Landes befinden, entschliessen wir uns, zuerst noch einen Abstecher nach Armenien zu machen, bevor wir mit der Erkundung im Norden von Georgien fortfahren.
Grenzübertritt Georgen – Armenien: Geduld ist ein Pluspunkt
Die Ausreise aus Georgien ist in wenigen Minuten erledigt. Die Einreise nach Armenien entpuppt sich dann als eine Geduldsprobe. Ich muss das Auto verlassen und durch einen Korridor zur Passkontrolle laufen. Auch hier werde ich freundlich empfangen und nach 10 Minuten wird der Pass gestempelt und bin ich in Armenien.
Bei Roger und Pucci dauert es einiges länger. Der Grenzbeamte hat, einmal mehr, Mühe mit dem Schweizer Fahrzeugausweis. Das fehlen der englischen Sprache ist kein Vorteil. Wir wissen gar nicht ob man einen Ausweis in englischer Sprache hätte bestellen können. Nun ja, dazu ist es nun zu spät. Drei unterschiedliche Personen mussten das Auto von innen sehen. War das wirklich nötig, oder wollen sie einen Bulli einfach genauer anschauen, da es diese Autos hier nicht viel gibt.
Aber nach einiger Zeit hat er alle benötigten Angaben und es geht weiter zur nächsten Station. Ab auf die Waage. Dort ist auch alles i.O. Weiter zur nächsten Station. Pucci wird geröngt. Insgeheim hoffe ich, dass bei diesem Scan eventuell das Ameisennest zum Vorschein kommt. Leider nein, aber auch sonst findet der Beamte nichts und es geht weiter zur nächsten Station. Wir müssen eine Umweltabgabe und eine weitere Gebühr zahlen. Die obligatorische Autoversicherung haben wir ja bereits online gelöst. Alles in allem haben wir 1h45 für den Grenzübertritt benötigt.
Administrative Aufgaben schnell gelöst
Die Strasse nach dem Zoll ist eher eine Schlagloch-Piste. Die Schlaglöcher sind teilweise 30 – 40 cm tief. Eine sehr effiziente Verkehrsberuhigungsvariante. Im nächsten Dorf besorgen wir uns eine armenische SIM Karte, Bargeld und machen den ersten Einkauf. Der Angestellte von Vivacell MTS (SIM Karte) spricht sehr gut Englisch und ist sehr hilfsbereit. Ergibt uns auch noch eine Tipp zum Besuchen.
Als er erfährt dass wir Schweizer sind, äussert er einen lang gehegten Wunsch. Er möchte in seinem Leben so gerne mal ein Schweizer Taschenmesser besitzen. Gesagt, getan. Wir holen im Pucci ein Sackmesser und er freut sich wahnsinnig darüber. Wenn ihr mal auf Reisen geht, dann nehmt einige Sackmesser mit, die Leute haben unglaublich Freude an diesem Mitbringsel.
Arpi Lake Nationalpark
So können wir ziemlich schnell an unser erstes Ziel in Armenien, den Arpi Lake Nationalpark fahren. Wir melden uns bei der Ranger Station an und können anschliessend irgendwo am See parkieren und können so lange bleiben wir möchten. Wir finden einen schönen Platz und abgesehen von ein paar Hunden und Hirten mit ihren Herden herrscht hier Ruhe total. Am zweiten Tag machen wir eine Wanderung und lernen einen dieser Hirten mit seinen Brüdern kennen. Roman und seine Familie sind während dem Sommer und 5000 Tieren (Kühe, Schafe, Ziegen) in den Bergen und ziehen mit ihren Herden über die Hügel nahe an der türkischen und georgischen Grenze. Im Winter leben sie alle im Dorf. Der eine Hirtenjunge fängt extra eine junge Ziege damit ich diese streicheln kann.
Marmashen Kloster
Mit Ani haben wir bereits erste Eindrücke armenischer Architektur gesammelt. Das Kloster in Ani und das Marmashen Kloster wurden vom gleichen Architekten entworfen.
Vor dem Kloster werden wir von einer sehr netten Frau in perfektem Englisch begrüsst und sie erklärt uns die Geschichte des Klosters. Anschliessend singt sie uns in der Kirche ein Gebet. Ihre wunderbare Stimme, erfüllt die Gewölbe des Klosters mit einer schönen Atmoshpäre.
Gyumri
Mit Gyumri besuchen wir die erste armenische Stadt und zugleich die zweitgrösste des Landes. Wir gehen lecker Mittagessen und geniessen armenische Spezialitäten wie den Khachapuri, schlendern durch die Strassen und erledigen Einkäufe. Einige Gebäude erinnern an die sowjetische Vergangenheit. Es gibt auch viele schöne Häuser und die Kirchen sind sowieso sehr schön anzuschauen. Die Leute sind auch hier sehr offen und freundlich. Und, die meisten sprechen Englisch. Von einer Dame erfahren wir, dass die Armenier auch schon zu russischen Zeiten in der Schule Englisch gelernt haben. Das hätten wir nicht gedacht und erstaunt uns doch ein wenig. Aber es ist schön, wenn man sich mit den Einheimischen austauschen kann und so viele Infos über Land und Leute erhält. Das haben wir in der Türkei einige Male vermisst.
Auf abenteuerlichen Wegen zum Trchkan Wasserfall
Da wir in der Schweiz selber sehr viele wunderschöne Wasserfälle haben, suchen wir diese auf unserer Reise nicht explizit. Dieser Wasserfall wurde uns jedoch vom netten Herrn von Vivacell MTS empfohlen und Tipps von Locals folgen wir jeweils gerne. So fahren wir, etwas unkonventionell, von Gyumri auf direktem Weg ins entsprechende Tal. Der Weg über den Pass wird immer steiniger und steiler und auf der anderen Seite stehen wir vor einer Brücke, welche nicht so vertrauenswürdig aussieht. Aber Roger und Pucci sind mittlerweile geübt mit solchen Strassen und Herausforderungen. Ich klammere mich, je nach Abhang auf meiner Seite, mit feuchten Händen etwas verkrampft am Sitz fest und versuche mich zu entspannen.
Trchkan Wasserfall
Der Weg hat sich jedoch einmal mehr gelohnt. Die Wanderung zum Wasserfall führt durch einen Canyon und der Anblick des Trchkan Wasserfalls ist wunderschön. Die Wassermassen tosen imposant über die Felsen. Für den Nachmittag sind Gewitter angesagt. So halten wir die Verpflegungspause kurz und machen uns schnell wieder auf den Weg zu Pucci. Zurück beim Bus entscheiden wir uns dazu noch eine weitere Nacht hier zu bleiben und parken um, um an einem See zu schlafen. Die ganze Nacht begleitet uns das Konzert der quakenden Frösche. Wir möchten uns nicht beklagen aber bei hunderten non-stopp quakenden Fröschen, kann die Geräuschkulisse auch mal etwas zu viel des Guten sein.
Action am frühen Morgen
Am nächsten Tag ist wieder ein längerer Fahrtag. Wie so oft an diesen Tagen, gestaltet sich ausgerechnet dann die Stellplatzsuche als etwas schwierig. So fahren wir kurz vor der Passhöhe vor Semyonovska einen Feldweg hinunter und stellen uns auf eine Grasfläche neben dem Weg. Am Abend ziehen wieder einige Gewitter über uns und der Weg verwandelt sich in eine Schlammpiste. Die Steigung ist auch nicht ohne aber wir hoffen auf Sonnenschein am nächsten Morgen, damit der Hang wieder abtrocknet.
Ausgerechnet am nächsten Morgen lässt uns die Sonne jedoch im Stich. Sie versteckt sich hinter einer dicken Nebeldecke. Und jetzt? Wir machen eine Streckenbesichtigung und merken uns die neuralgischen Punkte. Bei einigen Stellen können wir auf die Wiese ausweichen und das sichert und den nötigen Gripp. Aber wir warten doch noch 1,5 Stunden und es trocknet noch ein bisschen ab. Zu lange können wir nicht warten, da bereits die nächsten Niederschläge angekündigt sind.
Also Augen zu und durch. Roger steigt ein und startet den Motor. Ich halte das ganze auf Video fest. So nutzt jeder seine Stärken optimal. Roger gibt Gas und schlittert und rutscht den Hang hinauf. Wir sind beide sehr erleichtert, als sie unbeschadet und ohne stecken bleiben oben ankommen. Die Schaufel haben wir zur Sicherheit bereits in Griffnähe genommen. Nachdem sich das Adrenalin wieder etwas beruhigt hat, fahren wir weiter zum Sewansee. Dieser ist doppelt so gross wie der Bodensee und ist einer der grössten Gebirgsseen auf einer Höhe von 1900 Meter über Meer.
Mehr dazu folgt im nächsten Blog.