Nach unserem erneuten Aufenthalt in Rethymno, fahren wir nun der Nordküste entlang Richtung Osten. Ein Besuch in Heraklion beschränkt sich auf einen kurzen Besuch in einem Fotogeschäft, da wir keine Lust auf Stadt und Verkehrschaos haben. Roger benötigt für seinen Fotoapparat ein Reinigungsset für den Sensor. Anschliessend besichtigen wir die Ausgrabungsstätte Knossos. Nach einem Abstecher zu Spinalonga erreichen wir mit dem Vai Beach den fast nordöstlichsten Punkt von Kreta.
Palast von Knossos
Von Knossos haben wir schon einige zwiespältige Meinungen gehört aber wir wollen uns selber ein Bild machen. Bereits am Eingang wird man von netten Damen abgefangen. Es wird krampfhaft versucht uns eine geführte Tour aufzuschwatzen – zu einem Schnäppchenpreis von 60 Euro. Schlussendlich hätte sie es auch für 40 Euro gemacht aber wir haben nach wie vor dankend abgelehnt. Auch der Druck auf die (gekünstelte) Tränendrüse hat nichts genützt.
So haben wir die 8 Euro Eintritt pro Person bezahlt – im Sommer sind es 15 Euro – und sind über die Anlage spaziert. Es ist zwar interessant einige der Gebäude teilweise wieder rekonstruiert zu sehen, um sich besser vorstellen zu können, wie es mal ausgesehen haben könnte. Bei vielen anderen Ausgrabungsstätten sind nur noch die Grundrisse oder verstreute Steine zu sehen. Aber im Grossen und Ganzen hielt sich unsere Begeisterung in Grenzen. Weiter geht es Richtung Vai Beach.
Spinalonga – die letzte Leprakolonie Europas
Spinalonga besteht aus einer Halbinsel und einer Insel. Die Insel war in den vergangenen Jahrhunderten ein wichtiger strategischer Festungs-/Verteidigungsort. Später wurde sie als letzte Leprakolonie von Europa genutzt. Diese war bis 1957 in Betrieb. Obwohl Reisen in der Nebensaison viele Vorteile hat, gibt es auch Nachteile. So fährt aktuell leider kein Boot zur Insel. Immerhin konnten wir dank der Drohne die Insel doch noch etwas aus der Nähe anschauen.
Wir übernachten auf der südlichen Halbinsel an einem lauschigen Platz, machen dort eine tolle Rundwanderung und können gleichzeitig einige Geocaches finden. Diese Wanderung ist so gut ausgeschildert, dass zeitweise gleichzeitig 6 Schilder den Weg weisen (leider keine Bildaufnahme davon gemacht). Und wir sammeln frischen Salbei für einen leckeren Tee.
Wir feiern den Clean Monday auf kretische Art
Auf dem Weg Richtung Vai Beach verbringen wir zwei herrliche Nächte an einer einsamen Bucht. Traditionellerweise räumen wir als erstes rund um unseren Schlafplatze den Müll auf. Nebst dem Umweltgedanken freuen wir uns über eine saubere Umgebung für unser temporäres Zuhause. Wir lassen es uns mit Wein und Pancakes mit frischen Erdbeeren gut gehen. Auch der schon fast obligate Sprung ins kühle Nass darf nicht fehlen.
Anschliessend fahren wir zur Richti Schlucht und wollen dort die Wanderung zum Wasserfall unter die Füsse nehmen. Zuerst möchten wir uns noch stärken. Bevor wir unser Picknick starten können, werden wir zu Einheimischen an den Tisch gebeten und werden mit lokalen Spezialitäten und Raki verwöhnt. Es ist “Clean Monday”, der Beginn der Fastenzeit. Dieser wird im Kreise der Familie und Freunden mit einem Picknick draussen gefeiert. Ab diesem Tag wird bis zum Ostersonntag kein Fleisch mehr gegessen.
Kretische Gastfreundschaft – ein besonderes Erlebnis
Wir geniessen den Nachmittag in der lustigen Gesellschaft und als diese den Ort verlässt – nicht ohne uns noch reichhaltig mit Esswaren zu beschenken -, werden wir umgehend an den nächsten Tisch eingeladen. Dort wird nebst dem Clean Monday noch Geburtstag gefeiert und wir werden mit leckerem Schokoladenkuchen verwöhnt. Am Ende des Tages sind wir mehr als gesättigt und der Raki hinterlässt seine Spuren, auch am nächsten Tag. Diese unglaubliche Gastfreundschaft wird uns für immer in Erinnerung bleiben.
Kaum sind die letzten Einheimischen abgefahren, kommt ein neues Fahrzeug in der Bucht an. Es sind Iris und Stefan aus der Schweiz und wir freuen uns die beiden kennen zu lernen. Wir tauschen uns über das Reisen und das Leben als Nomaden aus. Sie wissen vieles zu erzählen, da sie 3 Jahre auf der Panamericana unterwegs waren und bereits vieles in Europa gesehen haben mit ihrem Land Rover (www.randulinas.ch). Zudem haben wir sogar gemeinsame Bekannte.
Vai Beach – der berühmte Palmenstrand
Auf dem Weg zum Vai Beach übernachten wir bei einer Hotelruine. Wir erkunden diese und die daneben stehenden ehemaligen Bungalows. Wir lieben solche lost places und in Griechenland gibt es diese massenhaft. Besonders hier im Osten von Kreta fallen uns die vielen Bauruinen besonders auf.
Am Vai Beach angekommen, geniessen wir den Spaziergang über das Gelände und auf eine Anhöhe. Im Sommer ist es hier total überlaufen, heute Morgen sind wir die Einzigen weit und breit. Der weitläufige Sandstrand mit dem dahinter liegenden Palmenhain und das glasklare Wasser sind ein wunderschöner Anblick. Zudem können wir wieder mal Gänsegeier beobachten wie sie majestätisch am Himmel kreisen. Nach dem Preveli Beach, haben wir nun mit dem Vai Beach den zweiten Palmenstrand besucht. Beide sind auf ihre Art wunderschön und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Wir fahren noch bis an den äusserst möglichen Punkt im Nordosten. Der ganz äusserste Landzipfel, das Kap Sidero, ist militärische Zone und nicht zugänglich. Traumhafte Küstenabschnitte wechseln sich mit malerischen Berglandschaften ab. Die karge, felsige Landschaft erinnert uns an Nordnorwegen, inklusive dem stürmische Wind, welcher uns um die Ohren pfeift.
Die Stellplatzsuche ist dieses Mal relativ schnell erledigt und wir fahren über eine Schotterpiste zu einer einsamen Bucht runter. Wie es der Zufall will, fahren wenig später auch Iris und Stefan aus der Schweiz an diesem Platz und wir freuen uns sehr über das spontane Wiedersehen.