Transfagarasan – die schönste Strasse der Welt?

Bevor wir nach Honigberg zurück in die Berge fahren, schlendern wir durch die Stadt Brasov. Auf dem Weg zum Peles Schloss, stellen wir fest, dass wir einen Tag überbrücken müssen, da das Schloss am Montag Ruhetag hat. Das Warten lohnt sich jedoch. Das Peles Schloss ist traumhaft. Anschliessend geht es zur Transfagarasan Passstrasse – die angeblich schönste Strasse der Welt.

 

Brasov

Die Altstadt von Brasov ist mit den alten, farbigen Häusern und dem prächtigen Hauptplatz mit dem imposanten Rathaus sehr fotogen. Wir sind an einem Sonntag dort und mit uns gefühlt 10’000 andere Besucher. Schon die Suche nach einem Parkplatz gestaltet sich als Herausforderung. Wir werden nach einigem Suchen doch noch fündig und schlendern anschliessend durch die Strassen, inklusive durch die angeblich schmälste Strasse Europas, essen eine Kleinigkeit zu Mittag und machen uns wieder auf in einsamere Gefilde. Wir finden an einem Fluss in den Bergen einen schönen Schlafplatz. So sind wir auch schon etwas näher an unserem nächsten Ziel, dem Peles Schloss.

 

Wer lesen kann ist klar im Vorteil

Zum Glück informieren wir uns nochmals auf der Website des Schlosses und stellen fest, dass das Schloss am Montag geschlossen hat. Und was ist morgen für einen Tag? Natürlich Montag. Hmm, und jetzt? Der Entschluss ist schnell gefasst. Wir fahren in die Nähe des Schlosses, damit wir am Dienstag gleich zu Beginn der Öffnungszeit dieses besichtigen können.

 

Die Sache mit der Stellplatzsuche

Wir fahren am Peles Schloss vorbei und möchten etwas in der Höhe, in der Natur übernachten. Wir fahren und fahren und fahren. Es bietet sich einfach nichts passendes an oder die Wege in die Wälder sind gesperrt oder sind mit Privat deklariert. Etwas konsterniert fahren wir eine Offroad Strecke auf der anderen Seite den Hügel wieder runter. Da entdecken wir einen lauschigen Schlafplatz in einer Kurve. Aber ein weisser Lieferwagen versperrt die Zufahrt. Also weiter und in der nächsten Kurve hat es zum Glück nochmals einen geeigneten Platz und so verbringen wir die Nacht mitten im Wald in dieser Kurve.

 

Das zauberhafte Peles Schloss

Am nächsten Morgen gibt es früh Tagwache, damit wir Punkt 9:15 Uhr beim Schloss sind. Wir haben den Tipp bekommen, dass wir gleich zur Öffnungszeit die Schlossbesichtigung machen sollen. Dieser Tipp war Gold wert. Als wir das Peles Schloss wieder verlassen, wimmelt es draussen mit Leuten und sie strömen in grossen Gruppen ins Schloss.

Das Peles Schloss ist definitiv einen Besuch wert. Bereits von aussen kommt man sich vor wie in einem Märchen. Die filigranen Türme und Verzierungen sind einfach nur wunderschön. Das Peles Schloss gilt als König Carols I. Heimwehschloss, da er es im Stil der deutschen Renaissance bauen lies. Auch das Innere steht dem Äusseren in nichts nach und man kommt ab dem Staunen kaum mehr raus. In diesen stilvollen, prächtigen Räumlichkeiten hat es König Carol und seiner Familie sicher an nichts gemangelt.

Später hat der grössenwahnsinnige rumänische Diktator Nicolae Ceausescu das Peles Schloss als Privatresidenz genutzt und dort Gäste wie Muammar al-Gaddafi empfangen. Heute gehört das Peles Schloss wieder der königlichen Familie. Diese hat es an den Staat vermietet.

 

Stellplatzsuche + Rumänien – wir tun uns nach wie vor schwer

Nach dem Besuch des Peles Schlosses, fahren wir Richtung Transfagarasan. Die berühmte Passstrasse, welche offenbar ein Muss für jeden Rumänien Besucher ist. So weit wollen wir heute jedoch nicht mehr fahren und die Suche nach einem möglichen Schlafplatz gestaltet sich auch heute wieder schwierig.

Nach einigen Fehlversuchen, finden wir einen perfekten Ort auf einer grossen Wiese, unter Bäumen und an einem lauschigen Bach. Der Schäfer zieht mit seiner Herde vorbei, Pferdefuhrwerke kreuzen unseren Weg. Perfekt. Kaum sind wir eingerichtet, zieht eine Gewitterfront auf. Hagel und Starkregen prasseln auf uns nieder. Die Wiese verwandelt sich in einen kleinen See und der Bach verwandelt sich innert weniger Minuten in einen reissenden Fluss. Da wir relativ nahe am Ufer stehen, beschliessen wir den Platz zu wechseln und etwas weiter vom Bach weg zu parkieren. Irgendetwas ist immer…

 

Transfagarasan und die Bären

Am nächsten Tag befahren wir die Transfagarasan Passstrasse. Wir fahren jedoch nur bis zum Stausee, biegen dort auf die Offroad Strecke auf der anderen Seite des Sees ab. Nach einigen Kilometern Schlamm-Piste, finden wir einen tollen Schlafplatz und lassen uns ein Bad im See nicht nehmen. Da fährt ein Fischer auf seinem Boot vorbei und warnt uns lautstark von den offenbar anwesenden Bären. Die Bären auf der Südseite Transfagarasan Strasse werden leider von dummen oder unwissenden (oder beides) Menschen aus den Autos gefüttert. Oft steigen die Leute noch aus den Autos, um möglichst tolle Selfies mit Bären zu schiessen. So verlieren die immer mehr die Scheu vor Menschen. Es ist deswegen auch schon zu Unfällen gekommen und wer dann leiden (bzw. getötet wird) ist der Bär.

 

Wanderung im Fagarasan Gebirge

Wir sehen zum Glück keine dieser Bettel-Bären, da wir am nächsten Morgen früh losfahren. Wir möchten im Fagarasan Gebirge eine Wanderung machen. Bei der Passhöhe angekommen, erschlägt uns der Anblick der vollen Parkplätze und der vielen Verkaufsstände. Wir fahren auf der anderen Passseite etwas weiter runter und starten die Wanderung von dort. Diese führt uns gleich ziemlich direkt den Berg hoch, bis wir einen Sattel erreichen. Keuchend und schwitzend erreichen wir diesen.

Der Anstieg ist ziemlich happig und auch technisch anspruchsvoll über das lose Geröll. Wir entscheiden uns auf den Gipfel Varful Capra (2494 MüM) zu unserer linken Seite zu wandern. Oben angekommen, geniessen wir das umwerfende Panorama. Immer wieder ziehen Wolken über die Bergkanten und verleihen der Szenerie einen mystischen Touch.

Auf dem Weg zurück hören wir vom Tal laute Motorengeräusche. Wir sehen, dass die Nordseite der Transfaragsan abgesperrt ist und sehr teure Luxusautos die Strasse rauf und runter donnern. Mit genügend Geld kann man sich (fast) alles kaufen. Wir schauen dem “Spektakel” etwas zu und fahren dann mit Pucci gemütlich ins Tal.

Auf dem Campingplatz “De Oulde Wilde” geniessen wir den restlichen Tag und die warme Dusche ist auch sehr willkommen.

 

Fazit Transfagarasan Passtrasse

Die Transfagarasan Passstrasse wird mit “schönster Strasse der Welt” oder zumindest “schönste Strasse in Rumänien” angepriesen. Ja, sie ist eindrücklich und befindet sich in einer wunderschönen Umgebung. Aber wir können uns beide dem Hype um die Strasse nicht anschliessen. Dafür haben wir in der Schweiz einfach zu schöne Passstrassen, welche mit dieser locker mithalten können. Auch die Strasse über den Abano Pass (LINK Blog einfügen) fanden wir viel eindrücklicher, auch wenn man diese beiden Strassen natürlich nicht 1:1 vergleichen kann.

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