550 Tage mit Pucci unterwegs

550 Tage unterwegs.

Das Ende ist da

Unser Leben im VW Bus Pucci auf 3 qm endet hiermit. Dieser kleine Raum war für uns Wohnzimmer, Küche, Lounge, Spielzimmer und das zweite Schlafzimmer in einem. Zum Glück hatten wir noch einen zweiten Stock, welcher ausschliesslich als Schlafzimmer fungierte. Was unseren Garten betrifft, war dies der Grösste den man sich vorstellen kann. Und fast täglich hat dieser seine Leinwand geändert. Mal ein trister Parkplatz, eine alte Schutthalde, dann eine atemberaubende Berglandschaft und dann wieder eine nie endend wollende bezaubernde Meersicht.

In unserem Garten haben wir immer wieder die Tierwelt beobachten können. Waren das neugierige Spatzen, Goldschakale die vorbei schauten oder aus der ferne Delfine und Wale. Hunde und Katzen waren stetige Begleiter in unserem Garten und kamen zu Besuch, um sich verwöhnen zu lassen. Entweder kulinarisch und/oder mit Streicheleinheiten. Meistens jedoch mit beidem.

Wenn man abends draussen sitzt, den Sonnenuntergang geniesst und der Himmel sich von den schönsten Orange- und Rottönen zum spektakulären Sternenhimmel wandelt, da kann man nur geniessen und dankbar sein.

Diesen Garten werden wir bestimmt am meisten vermissen. Ich würde mal schätzen, dass wir auf unserer Reise die meiste Zeit draussen verbracht haben und damit unseren Garten mit jeder Aussicht ausgiebig genossen haben.

Immer wieder haben wir unterwegs andere Reisende kennen gelernt. Da treffen viele Geschichten und Erlebnisse aufeinander. Entsprechend spannend sind die Begegnungen.

Reisende sind keine Urlauber. Nein, das ist ein anderer Schlag Menschen. Sie wollen erleben, die fremde Kultur spüren, Neues entdecken und von anderen Reisenden lernen. Sie tragen Sorge zur Umwelt und respektieren die Gepflogenheiten vor Ort. Dank Social Media besteht mit einigen Reisenden noch immer der Kontakt und man freut sich auf ein Wiedersehen zu einem späteren Zeitpunkt.

 

Alles nur gut?

Nein natürlich nicht. Aber das Positive überwiegt komplett. Wir sind sehr dankbar, dass wir bis auf eine platten Reifen auf Kreta keine nennenswerte Vorkommnisse hatten mit unserem Pucci. Auch haben wir immer qualitativ guten Diesel getankt und auch beim AdBlue wurden wir immer fündig.

Bis auf wenige Tage mit Migräne, ein leichter Alarm im Darm oder eine laufende Nase waren wir nur einmal stark erkältet. Barbara hat auf Kreta zur Abklärung einen Augenarzt aufgesucht, was sich zum Glück als leichte Bindehautenzündung herausstellte. Und in der zweitletzten Woche auf Sardinien hat Barbara noch eine Bekanntschaft mit einer Feuerqualle gemacht am Handgelenk. Diese Begegnung war schmerzhaft und brennend, aber es verlief alles gut und wir haben instinktiv gut reagiert. Die Wunde sollte mit Meerwasser und danach sofort mit Essig abgespült werden. Essig haben wir im Strandrestaurant bekommen und später auf dem Campingplatz hat uns eine Frau frischen Aloe Vera gegeben.

Kulinarische Herausforderungen

Es ist nicht selbstverständlich, dass alles so reibungslos klappt, wenn man 24 Länder besucht und dabei unbekanntes Essen probiert und insbesondere ich (Roger) möchte möglichst jede Landesspezialität mal probiert haben. Zudem haben wir Wasser aus allerlei Quellen und Bächen abgefüllt und getrunken. Klar haben haben einen Wasserfilter mitgenommen für den Notfall, aber diesen fast nie benutzt, denn wir waren der Meinung, dass die Qualität der Wassers immer gut war und haben somit unsere Vorratstanks damit gefüllt. Am meisten mussten wir bezüglich Wasserqualität in Litauen aufpassen. Aufgrund alter Metalleitungen kann das Wasser rötlich verfärbt sein und einen leichten rostigen Geschmack aufweisen. Aber auch das sind sichtbare und eindeutige Signale, bei welchen wir dann nicht von diesem Ort Wasser mitnehmen.

Gastfreundschaft erleben

Egal in welchem Land, die Einheimischen waren immer nett zu uns und haben uns und unsere Lebensweise stets akzeptiert. Sie haben uns in ihrem Land willkommen geheissen und waren sehr hilfsbereit, falls wir etwas benötigen sollten. Wir wurden oft zu Speis und Trank eingeladen und wir sind für diese Gastfreundschaft sehr dankbar. Wir hoffen, dass wir einiges davon mitnehmen und zukünftig in der Schweiz anwenden können.

Stimmungskiller

Der grösste Stimmungskiller beim Reisen ist der Regen. Wenn es tagelang regnet, sitzt man fast ausschliesslich im Auto und vertreibt sich die Zeit. Nach draussen geht man selten. Die nassen Kleider im Innern zu trocknen, ist schwierig und in den kalten Jahreszeiten fast unmöglich. Diese Tage hatten wir zum Glück nur selten oder wir sind einige Kilometer weiter gefahren, um dem Regen zu entwischen.

Weitere Stimmungskiller für uns waren, wenn wir den x ten potentiellen Schlafplatz anfahren und dieser dann doch nicht so toll ist. Oder auf Sardinien waren die Campingplätze vielfach voll und es stellte sich schwieriger als erwartet heraus einen Platz für die Nacht zu finden.

Wie weiter?

Wir leben seit wenigen Tagen in einer Wohnung mit 95 qm. Wir haben bereits alles noch vorhandene gezügelt und fast komplett wieder im neuen Heim eingeräumt. Dass wir nun so viel Platz haben, fühlt sich noch etwas komisch an. Die Wohnung haben Freunde von uns besichtigt und haben uns per Videochat rumgeführt. Es ist nicht das Gleiche wie wenn man die Wohnung selber fühlen kann, aber wir waren sehr froh um diese Möglichkeit. Und wir sind froh über diese Wohnung und uns gefällt es hier bereits sehr gut. Pucci hat einen gedeckten Parkplatz und steht somit jederzeit zur Verfügung wenn wir das Bedürfnis haben.

Wir freuen uns auf die einfachen Dinge wie einen Backofen für unsere obligate selbstgemachte Freitagspizza. Dieses Ritual haben wir auf der Reise leider zurückstellen müssen. Auf eine heisse Dusche zu jeder Zeit oder ein Sofa zum faul rumliegen (wenn wir den das bestellte Sofa bekommen in einigen Wochen). So lange kommen die Campingstühle weiterhin zum Einsatz.

Seit gestern sind wir beide wieder am arbeiten. Ich zu 100 % und Barbara Teilzeit. Für mich wird es komisch sein, nach 1.5 Jahren wieder 42 Stunden am PC zu sitzen, in Meetings und so lange in geschlossenen Räumen zu sein. Da der Mensch jedoch ein Gewohnheitstier ist und wir auf der Reise täglich unsere Flexibilität beweisen mussten, wird es nach einigen Tagen/Wochen wieder der Normalität angehören.

 

Und sonst?

Natürlich werden wir weiterhin mit unserem treuen Begleiter Pucci auf Entdeckungsreise gehen. Aktuell jedoch nicht mehr so viele Tage am Stück. Jetzt werden wir wieder vermehrt in der Nähe Dinge entdecken und Mikroabenteuer erleben. Und – nach der Reise ist ja zum Glück vor den nächsten Ferien.

Falls jemand nicht mehr weiss, wie es überhaupt zu dieser Reise gekommen ist, findet den allerersten Blogeintrag hier. Wer  bewegte Bilder bevorzugt, empfehlen wir unseren YouTube Kanal. Dort kann man viele unserer Erlebnisse nochmals Revue passieren lassen.

Danke

Unser Dank gilt auch euch allen da draussen, die jetzt vor dem Monitor sitzen und diese Zeilen lesen. Wir haben uns über jede einzelne Nachricht von euch gefreut. Vielen Dank für die virtuelle Begleitung! Nun freuen wir uns, möglichst viele von euch wieder live zu treffen.

 

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